Moskau/Wien - Nach der Absage des österreichischen Regisseurs
Michael Haneke wird sein polnischer Kollege Andrezj Zulawski die Jury
beim 28. Moskauer Internationalen Filmfest leiten, teilte
Festivals-Präsident Nikita Michalkow am Mittwoch in Moskau mit. Das
Filmfest beginnt am kommenden Freitag. Haneke hatte kurzfristig den
vereinbarten Jury-Vorsitz abgesagt und die russischen Organisatoren
damit sehr verärgert. Die anderen Jury-Mitglieder hätten Zulawski zum
Vorsitzenden gewählt.
"Grotesker" Vorgang
Als "grotesk" hatte Michael Haneke die Aufregung rund
um seinen abgesagten Jury-Vorsitz bezeichnet. Der österreichische Regisseur
hatte den Vorsitz kurzfristig zurückgelegt, in einem Offenen Brief
kritisierten die Organisatoren des Festivals darauf die Entscheidung
als "unredlich". "Von dem Brief höre ich jetzt zum ersten Mal",
zeigte sich Haneke a überrascht. Die
Vorbereitungen für sein Hollywood-Remake des Films "Funny Games"
hätten den Vorsitz jedenfalls nicht zugelassen.
"Es war mir sehr unangenehm", beteuerte Haneke, die Absage war
"keinesfalls als Affront gedacht". Daher verstehe er die Reaktion der
Organisatoren nicht: "Ich habe ihnen lang und breit erklärt, dass es
nicht geht, weil mir kurzfristig ein Filmprojekt dazwischen gekommen
ist." Zwei Mal habe er mit den Veranstaltern korrespondiert, die sich
nun vor allem darüber beschweren, dass die Entscheidung erst 16 Tage
vor Beginn des Festivals bekannt gegeben wurde. "Mehr als erklären
und mich entschuldigen kann ich nicht tun", meinte Haneke.
Neues Filmprojekt
Der Drehbeginn von "Funny Games", einem Hollywood-Remake seines
eigenen Werks aus dem Jahr 1997, ist für 11. September angesetzt:
"Die Zeit ist äußerst knapp, da ist viel zu tun", rechtfertigte
Haneke die Entscheidung. Dass er trotz seiner bisherigen Skepsis
bezüglich der US-amerikanischen Filmindustrie nun in Los Angeles
dreht, hat laut dem Regisseur einfache Gründe. "Ich konnte mir nicht
vorstellen, dass Hollywood meine Bedingungen akzeptiert - nun kann
ich aber so arbeiten, wie ich es hier gewöhnt bin." Und mit der
gewünschten Hauptdarstellerin: "Naomi Watts war die Bedingung, dass
ich den Film überhaupt mache." Für das Zustandekommen von "Die
Klavierspielerin" (2001) war die Besetzung mit Isabelle Huppert die
Bedingung gewesen.
(APA/dpa)