Die Daytona vor dem Eissalon: Sehr schick, wie man sieht.

foto: gluschitsch
"Na was ist denn mit dem Herrn Fidler?" begrüßt mich der Chef von ILMOTO. Dort darf ich die Triumph Daytona abholen. Ich erkläre kurz, dass die Daytona eben ich fahren dürfe, mit freundlicher Genehmigung des Herrn Fidler. "Na schade", darauf der ILMOTO-Chef. Ich denk mir noch, dass es, wenn ich die Triumph zerkratze, doch den Vorteil hat, dass es beim Fahren passiert – ziehe es aber vor, dies für mich zu behalten.

"Nein, nein. Drei Zylinder und Drei-Takter sind nicht das Gleiche", erkläre ich einer Bekannten. "Aha, und wo liegt bitte der Unterschied zwischen Drei-Takter und Drei-Ventiler?", stellt sie mir daraufhin die Frage.

Ich gebe zu, es ist leidig, mit mir einen Kaffee trinken zu gehen, weil sich die Gespräche sowieso nur um Motorräder drehen. Und das interessiert eigentlich niemanden, außer mich. Und manchmal durchschaut man geheucheltes Interesse ziemlich rasch.

Dabei ist die Idee, einen Motor mit drei Zylindern zu verbauen, doch so genial. So vereint man das Beste vom Konzept eines Zwei-Zylinders, nämlich enormes Drehmoment von unten heraus, mit dem eines Vier-Zylinder-Motors, der bei hohen Drehzahlen mit viel Leistung aufwartet. Und das schafft die Daytona wie aus dem Lexikon für HTL-Baumschule. Sie kommt sofort satt aus dem Drehzahlkeller und schiebt bis in den Begrenzer mehr als ordentlich an.

Triumph hatte zuletzt das Problem, mit den japanischen 600ern nicht ganz mithalten zu können. Zumindest nach Meinung der Motorradjournalisten. Deswegen vergrößerte man den Hubraum auf 675 ccm. Wohl ungewöhnlich, bis dato, aber ein weiser Entschluss. Rein subjektiv hat keiner der Reihen-Vierzylinder mit 600 ccm selbiges Potential. Allein die 636er Kawasaki könnte da vermutlich mithalten – weil sie mit 36 ccm mogelt.

Die Test-Daytona war gülden, wie die Mitte der Zylinderwahl. Das ist jetzt keine Farbe, die meine Augen glasig werden lässt, weil sie ach so schön ist, aber sie passt zur Triumph. Außerdem, wenn die Daytona so einschlägt, wie ich mir das denke, dann wird jenes güldene gelb, bald zur Modefarbe bei Motorrädern mutieren. Ich bin schon gespannt auf den ersten Chopper in dieser Farbe.

Die Sitzposition ist sehr sportlich. Man liegt angenehm tief auf dem Motorrad, während die zierliche Verkleidung ordentlich Schutz bietet. Die Daytona ist sehr schlank gezeichnet und man meint fast, auf einem Moped zu sitzen, wären da nicht die 123 Pferdchen, die mit 72 Newtonmetern in den Asphalt stampfen. Zierliche 165 Kilogramm sorgen dafür, dass die Triumph nicht nur wendig aussieht, sondern es auch wirklich ist.

"Die sieht ein bissl aus wie eine Wildkatze", sagte eine Freundin. Und nicht nur das, sie klingt auch wie eine. Der Underseat-Auspuff macht ganz schön einen Wirbel. Der knackige Drei-Zylinder-Sound kommt serienmäßig derartig gewaltig daher, dass Tuningfirmen, die darauf setzen, ihr Geld mit besser klingenden Endrohren zu machen, Pleite gehen würden, hätten alle Motorradhersteller ähnliche Sound-Ingenieure. Das gereicht aber nicht jedermann zur Freude.

Ein Mitarbeiter aus der IT kam eines Tages zu mir und alterierte sich über einen Vollidioten aus dem geliebten Nachbarland, der vor der Firma weggefahren sein. Dabei habe dieser einen Krawall geschlagen, dass unser lieber IT-Fachmann in seiner Mittagsruhe derartig gestört wurde, dass er sich beim Fenster hinaus lehnte, um sich den Deppen anzusehen. Nachdem er mir das erzählte, blickte er auf die Motorradbekleidung die neben mir lag und meinte "... und genau die Jacke hatte er an, der Trottel."

>>> Guido allein zu Hause

Aber sie macht halt auch in der Stadt Spaß, die Daytona. Und einen Höllenlärm, wenn sie durch die Häuserschluchten jagt, ich meine, auf ihren Samtpfötchen schleicht. Ein ständiges unbändiges Donnern begleitet einen.

Ihre Heimat ist mit Sicherheit die Rennstrecke. Nur dort kann man die Triumph wirklich erfahren. Sie wird in engen, schnellen Kurven durch ihre Wendigkeit überzeugen und in weiten, schnellen Kurven durch ihre Stabilität. Allein die Bremsen schienen vom Ringeinsatz der Tester vor mir ein wenig mitgenommen gewesen zu sein. Sie quietschten. Was aber durchaus auch an einem Grat liegen kann, der auf den Belägen entstanden ist.

Außer den phonetischen, zeigten die Anker im Straßenbetrieb aber keine Schwächen. Gerne hätte ich mit ihr ein paar Runden am Ring gedreht. Aber zum einen hatte ich keine Zeit dafür und zum anderen ist es schon ein wenig peinlich, wenn man mit dem schärfsten Eisen des Tages am Pannonia-Ring seine Runden dreht und dabei Zeiten von über drei Minuten in den Asphalt streichelt. Das konnte ich ihr nicht antun.

Satt dessen tat ich, was die Daytona auch sehr gut kann. Mich gut dastehen lassen. Also parkte ich mich vor einem Eissalon ein und wartete keine fünf Minuten, bis die erste Prinzessin auf die Tripple ansprang. Sie lächelte mir verlegen zu, setzte sich auf die Wildkatze und fühlte sich wohl. Um meinen Triumph mit der Triumph festzuhalten, schoss ich gleich ein paar Fotos. Ich weiß ja, was ich dem geneigten männlichen Leser schuldig bin.

Die Einladung zu mir nach Hause, lehnte sie genau so galant ab, wie jene, mir ihre Telefonnummer zu geben. "Geh schleich dich, Burli, aber lass die Schlüssel da. Und bitte setz den Helm wieder auf." (Text: Guido Gluschitsch, Fotos: Gluschitsch/Werk, derStandard.at, 15.6.2006)