Trainer Carlos Alberto Parreira hatte seiner Mannschaft nach der Rückkehr ins WM-Quartier im Taunus am Mittwoch freigegeben. "Ronaldo hat praktisch nicht existiert", urteilte die spanische Zeitung "Marca" über Ronaldo nach dem mühsamen Aufgalopp der favorisierten Brasilianer.
Konditions- und Gewichtsprobleme
Nach 69 Minuten musste er seinem Clubkollegen Robinho Platz machen und wurde von den 72.000 Zuschauern gnadenlos ausgepfiffen. Doch Parreira kündigte an, dass Ronaldo im zweiten Gruppenspiel am Sonntag (18.00 Uhr) in München gegen Australien wieder auflaufen werde: "Er muss erst noch ins Turnier finden, seinen Rhythmus finden. Und das kann er am besten, wenn er spielt."
Der dreimalige "Weltfußballer des Jahres" hatte sich schon durch die Vorbereitung in Weggis/Schweiz und Königstein geschleppt: Konditions- und Gewichtsprobleme nach zweimonatiger Verletzungspause in Spanien, Blasen an den Füßen, leichtes Fieber und Schnupfen. "Il fenomeno" (Das Phänomen), wie Ronaldo einst in Italien getauft wurde, reagierte jedoch äußerst gereizt auf den Vorwurf, er schleppe zu viele Kilos mit sich herum. Als sogar Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva ("Ist er nun zu dick oder nicht?") sich danach erkundigte, kritisierte der Angreifer heftig die angebliche Meinungsmache der Medien.
Immer wieder gesundheitliche Probleme
Ronaldo hatte schon einmal mit mysteriösen gesundheitlichen Problemen für Aufregung gesorgt. Vor dem WM-Endspiel 1998 erlitt er einen Schwächeanfall, dessen Ursache nie geklärt wurde. In der Partie blieb der Angreifer dann blass und musste miterleben, wie die Franzosen sein Team mit 3:0 vom Platz fegten. Lange hieß es, Brasiliens amerikanischer Sponsor Nike habe seinen Einfluss geltend gemacht, dass Ronaldo vor den Augen der Welt doch noch aufläuft. Der Fall Ronaldo beschäftigte später sogar das brasilianische Parlament.
Brasiliens Sturm ist jedenfalls nicht reif für den Titel: Auch Adriano von Inter Mailand, Torschützenkönig beim Confed Cup, gab eine schlechte Figur ab. Hingegen darf sich das 62-Kilo-Leichtgewicht Robinho nun berechtigte Hoffnungen machen, Schwergewicht Ronaldo künftig nicht nur für 20 Minuten aus dem Team zu boxen.
Robinho in den Startlöchern
Der mit 22 Jahren jüngste brasilianische WM-Teilnehmer wird in der Heimat schon als möglicher Nachfolger Peles gehandelt. "Ich muss immer darauf vorbereitet sein, dass ich spiele. Wenn ich reinkomme, bin ich bereit, meinen besten Fußball zu zeigen", sagte Robinho nach seinem WM-Debüt. "Aber wenn ich auf der Bank sitze, drücke ich Ronaldo die Daumen, dass er gut spielt."