Kabul - Bei ihrer größten Offensive seit dem Sturz der Taliban Ende 2001 haben US-geführte Koalitionstruppen in der südostafghanischen Provinz Paktika mindestens 40 Rebellen getötet. Die US-Streitkräfte teilten am Donnerstagabend mit, die Kämpfe seien Teil der Operation "Mountain Thrust" ("Vorstoß in die Berge") gewesen. Ziel sei gewesen, Führer der Rebellen "zu töten oder gefangen zu nehmen". Ein radikal-islamischer Kämpfer sei gefangen genommen, ein Soldat der Koalitionstruppen verletzt worden.

Die Koalitionstruppen und die afghanische Armee setzen bei der Offensive mehr als 10.000 Soldaten ein. Die Operation "Mountain Thrust" soll nach Angaben der US-Armee im unruhigen Süden des Landes auch den Boden für die Internationale Schutztruppe ISAF bereiten, die dort im Sommer Verantwortung übernehmen wird. Bei einem Anschlag der radikal-islamischen Taliban auf einen Bus mit afghanischen Zivilangestellten der US-Armee wurden in der südafghanischen Stadt Kandahar mindestens acht Menschen getötet. Die US-Streitkräfte teilten am Donnerstag mit, die am Vortag erstmals bekannt gegebene Operation "Mountain Thrust" habe bereits Mitte Mai begonnen.

Die Vereinten Nationen verurteilten den Anschlag auf den Bus in Kandahar, bei dem auch 16 Menschen verletzt wurden. Der UN-Sonderbeauftragte in Afghanistan, der Deutsche Tom Koenigs, zeigte sich "geschockt und betrübt". In einer Mitteilung Koenigs hieß es: "Für einen solchen blutigen Anschlag gegen unschuldige Zivilisten, die nur zur Arbeit fuhren, kann es keine Rechtfertigung geben." Die US-Armee teilte mit, die Bombe sei in dem Bus versteckt gewesen. Es habe sich um einen "feigen und sinnlosen Anschlag gegen unschuldige Zivilisten" gehandelt.

Die Taliban bekannten sich zu der Tat. Rebellensprecher Kari Yusuf Ahmadi sagte der Nachrichtenagentur Pajhwok, die Taliban hätten Afghanen davor gewarnt, mit den US-Streitkräften zusammenzuarbeiten. Die US-Streitkräfte teilten mit, bei Kämpfen in der südafghanischen Provinz Sabul seien sieben Rebellen und drei Polizisten getötet worden. Bei einem Angriff der Taliban in Paktika seien vier afghanische Zivilisten getötet worden.

Truppenreduzierung geplant

Anschläge der Taliban haben in den vergangenen Monaten stark zugenommen. Die US-Streitkräfte wollen ihre Soldaten in Afghanistan von derzeit rund 19.000 auf 16.500 reduzieren. Die Internationale Schutztruppe ISAF soll dafür im unruhigen Süden des Landes 6000 Soldaten aus Großbritannien, Kanada und den Niederlanden stationieren. Derzeit sind 2850 deutsche Soldaten im Rahmen der NATO-geführten ISAF in Afghanistan eingesetzt. Die Bundeswehr hatte Anfang des Monats das ISAF-Regionalkommando im Norden übernommen.

Der deutsche Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) sagte am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin", dass es auch im Norden des Landes "hinterhältige terroristische Anschläge" gebe. "Es ist auch im Norden gefährlich. Deshalb ist es notwendig, dass wir uns gegen solche Anschläge wappnen." (APA/dpa)