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Foto: Reuters/Föger
Wien - Es sind große Fußstapfen, in die Dagmar Schratter mit Jahreswechsel treten wird: Die bisherige Vizedirektorin des Tiergartens Schönbrunn wird ihren bisherigen Chef Helmut Pechlaner nachfolgen. Dies gab der zuständige Wirtschaftsminister Martin Bartenstein bei einem Pressetermin im Zoo bekannt.

"Mir ist bewusst, dass da ein großer Brocken auf mich zukommt, aber ich habe mich in alle meine bisherigen Aufgaben mit vollem Einsatz gestürzt und werde das auch diesmal machen", so die designierte Direktorin. Sie würdigte die großen Leistungen Pechlaners, der Schönbrunn zu einem der schönsten Zoos weltweit gemacht habe. Nun würde man sich bemühen, diese Qualität zu halten und auch noch auszubauen.

Geplante Schwerpunkte

Schratter kündigte aber auch an, eigene Akzente setzen zu wollen: Etwa den Zoo mehr als bisher als ein Kompetenzzentrum für Tierschutz zu positionieren und heimische Arten noch präsenter zu machen.

Pechlaner zeigte sich von der Entscheidung Bartensteins sehr angetan: "Dass ein Mitarbeiter aus unserem 'Stall' gewählt wurde, ist auch eine Anerkennung für den Betrieb." Schratter, die er 1993 selbst nach Schönbrunn geholt hatte, verfüge nicht nur über eine umfassende Ausbildung, sondern habe jede Menge "training on the job". "Sie besitzt den Respekt, die Anerkennung und Zustimmung der Mitarbeiter" - dass diese Worte des gebürtigen Tirolers keine Phrase waren, bewies der geradezu frenetische Applaus, mit dem die Pfleger die lange geheim gehaltene Entscheidung begrüßten.

Bartenstein: Mit Schratter habe sich eine mutige Frau gefunden, die in Pechlaners Fußstapfen tritt. 17 ernsthafte Bewerbungen, darunter zahlreiche aus dem Ausland, wären eingelangt. Sieben davon mussten sich einem ausgedehnten Hearing stellen, bei dem Schratter klar an die Spitze gesetzt wurde. "Nach Rücksprache mit Pechlaner ist es mir leicht gefallen, eine schnelle Entscheidung zu treffen", unterstrich Bartenstein.

Pechlaner keineswegs im Ruhestand

Pechlaner will künftig unter anderem im Verein "Tierschutz macht Schule" aktiv sein, dazu komme die Präsidentschaft im WWF Österreich, seine Aufgaben bei Schloss Hof und Niederweiden und beim Nationalpark Neusiedlersee, die Vorlesungen an der Universität und mehr. "Fad wird mir ganz sicher nicht", so der scheidende Direktor.

---> Schratters Werdegang Wenn die bisherige Vizedirektorin mit Jahreswechsel die Nachfolge von Helmut Pechlaner als Schönbrunner Tiergartendirektor antritt, dann kennt Dr. Dagmar Schratter praktisch alle Aspekte eines Zoos "von der Pieke auf". Sie ist nämlich nicht nur promovierte Biologin, sondern hat auch eine Lehrabschlussprüfung als Tierpflegerin.

Werdegang

Geboren am 26. März 1954 in Klagenfurt lebt Schratter in Lebensgemeinschaft mit dem Biologen Dr. Josef Eisner. Ihr Studium an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Karl Franzens-Universität in Graz (Hauptfach Zoologie, Nebenfach Botanik) schloss sie 1983 ab. Im Jahr darauf legte sie die Lehrabschlussprüfung als Tierpflegerin ab.

Bis 1981 war Schratter Mitarbeiterin Otto Koenigs am Wiener Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und des steirischen Tierparks Herberstein. Ihre Doktorarbeit verfasste sie im Naturpark Hohe Wand im Süden von Wien und in Herberstein über "Die Jugendentwicklung beim Alpensteinbock".

Schwerpunkt Öko-Ethologie

Das Institut für angewandte Öko-Ethologie war bis 1993 ihr berufliches Hauptaufgabengebiet. Die in Staning (Oberösterreich) gelegene Einrichtung wurde von Naturschutzpionier und Verhaltensforscher Otto Koenig im Rahmen der Forschungsgemeinschaft Wilhelminenberg eingerichtet. Dagmar Schratter hat das Institut mit aufgebaut, etabliert und schließlich geleitet.

Ihre Aufgabengebiete waren dabei u.a. das Umsetzen ökologischer Erkenntnisse bei der Nutzung der Landschaft durch sinnvolle Zusammenarbeit mit der Industrie, Vogelkundliche, gewässerkundliche und botanische Erhebungen zur ökologischen Verbesserung von Stauseen und ihrem Umfeld. Darüber hinaus wirkte Schratter bei der legendären TV-Sendereihe "Rendezvous mit Tier und Mensch" von und mit Otto Koenig mit.

Arbeit in Schönbrunn

Helmut Pechlaner holte die Biologin 1993 als Zoologische Abteilungsleiterin und Stellvertretende Direktorin an den Tiergarten Schönbrunn. Dabei umfasste ihr Verantwortungsbereich u.a. die fachliche Betreuung der Großen Pandas, der Koalas, der Panzernashörner und anderer besonders sensibler Tierarten. Sie beschäftigte sich mit dem Tiroler Bauernhof und der Erhaltungszucht alter, österreichischer Haustierrassen sowie dem Management des Wüstenhauses (in Kooperation mit den Bundesgärten). Und nicht zuletzt befasste sich Schratter intensiv mit der Planung von Neubau und Erweiterung von Gehegen. (APA)