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Dr. M. sei verhindert, sagte Gerald Matt. Sein - also des Dr. M. - Kabinett zu eröffnen habe Dr. M. deshalb ihm, Dr. Matt, überlassen. Und so ging vergangene Woche das "Kabinett des Dr. M." also in Betrieb. Mit der Skorpionsammlung des zwölfjährigen Jakob Krinzinger. Doch Insekten alleine hätten des Kunsthallenchefs Freunde (u. a. profil-Herausgeber Christian Rainer, Galeristin Ursula Krinzinger und den Verein der Freunde der Ex-Kult-Kamera "Lomo") wohl kaum in die Mariahilfer Mezzaninwohnung gelockt: Sammler, so Matt, könnten ab nun hier "privaten Obsessionen zwischen Lust und Wahn" frönen: Nach den Skorpionen kämen seine Krawatten. Dann werde Noritoshi Hirakawa getragene Damenwäsche zeigen. Darüber, dass die sehr gut zum Haus gepasst hätte, wurde (als Regisseurin Nives Widauer dann Schellack-DJ spielte) gewitzelt: Robert Menasse hatte Clarissa Stadler gebeten, seinen Text über das Haus vorzulesen - schließlich war es als Bordell errichtet worden. Freilich: Menasse war ein bisserl gar lang - aber so etwas offen zu sagen wagt nur, wer in der Kunst-Schicki-Szene nicht dazugehören muss: Werner Wendt etwa. Aber dem Nachbarn (und Antiquitätenhändler) sah man den Nicht-Clubmitgliedsstatus eh an. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD Printausgabe, 14.06.2006)