Wien - ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer hat am Dienstag abermals die Darstellung zurückgewiesen, er hätte im Herbst 2005 die Übernahme von 1,5 Mrd. Euro Bawag-Schulden durch den ÖGB mit seiner Unterschrift genehmigt. Er habe damals lediglich seinen Amtsvorgänger Fritz Verzetnitsch bei der Fusionshauptversammlung von Bawag und P.S.K. vertreten, betonte der damalige ÖGB-Vizepräsident gegenüber der APA.

Verzetnitsch hatte "wirklich keine Zeit"

Er fragt sich nun, ob er in der ganzen Angelegenheit nicht hineingelegt worden sei. Er werde das Gefühl nicht los, absichtlich zur Hauptversammlung geschickt worden zu sein, bei der es um die Übernahme von Bawag-Schulden durch den ÖGB ging. Er habe Alt-Präsidenten Fritz Verzetnitsch vor einiger Zeit auch über "diese Legerpartei" befragt. Sein Vorgänger habe ihm darauf versichert, dass er damals "wirklich keine Zeit" für die Hauptversammlung gehabt habe, so Hundstorfer am Dienstag.

Es habe sich bei dieser Sitzung um den "letzten Akt" der Fusion zwischen der Gewerkschaftsbank Bawag und der von dieser übernommenen Postsparkasse gehandelt, betonte Hundstorfer vor Beginn einer FSG-Präsidiumssitzung. Er sei nur Stunden vor der Sitzung für die Vertretung Fritz Verzetnitschs nominiert worden und hätte bei dieser Gelegenheit "nicht einmal etwas verändern können, wenn ich gewollt hätte", so Hundstorfer.

Die nach der Bawag/P.S.K.-Fusion im ÖGB bzw. in dessen AVB-Stiftung verbliebenen 1,5 Mrd. Euro Schulden stammen laut Hundstorfer noch aus der Zeit der Übernahme der P.S.K. durch die BAWAG in den Jahren 2000 und 2001. Diese Schulden seien nach der endgültigen Fusion der beiden Banken 2005 gemeinsam mit einigen Aktiva in der Anteilsverwaltung Bawag AVB (also im Endeffekt beim Eigentümer ÖGB) belassen worden.

Deutliche höherer Wert

Diese Vorgehensweise war laut Hundstorfer "in Ordnung". "Der Gewerkschaft war seit 2000 bewusst, dass sie eine Verbindlichkeit hat, die sie abzahlen wird müssen", sagte Hundstorfer mit Blick auf die damals getätigte Übernahme der P.S.K. durch die Bawag. Wie er mittlerweile wisse, wäre es der ursprüngliche Plan gewesen, die Schulden beim Verkauf der Bawag im Jahr 2008 zurückzuzahlen. Damals ist man laut Hundstorfer allerdings von einem deutlich höheren Wert der Bawag ausgegangen als heute.

Angesichts des mittlerweile verhängten Baustopps für die neu geplante ÖGB-Zentrale bestätigte Hundstorfer, Überlegungen des ÖGB, sich eine andere Bleibe zu suchen. Geplant sei, dass "möglichst viele Gewerkschaften zusammenziehen". Konkrete Varianten nannte der designierte ÖGB-Präsident nicht, die Teilgewerkschaften seien jedoch bereit dazu. (APA)