Die mit feinster Malerei auf Pergament ausgeführten Urkunden haben sich zu einer eigenen Sammelsparte etabliert. Noch vor fünf Jahren lag der Spitzenwert für exquisite Ausführungen bei 500 Euro, gegenwärtig liegt er etwa beim Zehnfachen. Vier solcher dekorativen Dokumente stehen im Dorotheum im Angebot: Das von Kaiser Joseph I. an Christian Nell (v. Thomenacher) 1709 verliehene Adelsdiplom (500), das von Kaiser Franz Joseph I. 1889 an Raimund Hauck (v. Trautenthal) erteilte (500) oder das mit 800 Euro wegen seiner malerischen Qualität höher bewertete Diplom für den Hofagenten Michael (v.) Biermann.
Die Besonderheit dieser 1836 entstandenen Urkunde: Sie wurde von der bislang einzig bekannten Wappenmalerin, Antonia v. Meyer, ausgeführt, wie die Quittung der Wappenmalerin belegt. Als Top-Los gilt das Grafendiplom, mit dem Kaiser Ferdinand II. im Juni 1632 Baron Benvenuto Petazzo in den Grafenstand erhob (1000). Zu den weiteren Höhepunkten zählen ein unbekannter Brief Sigmund Freuds an Julius von Wagner-Jauregg (5000 Euro).
Tragischer ist das Zusammentreffen von Richard Freiherr von Krafft-Ebing - von ihm wird ein Konvolut von Manuskripten versteigert (6000 Euro), bekannt für seine Psychopathia Sexualis - und einer seiner Patientinnen, Sophie Charlotte Herzogin von Bayern. Die ältere Schwester Kaiserin Elisabeths hatte zunächst alle hochadeligen Bewerber abgewiesen, die Verlobung mit König Ludwig II. von Bayern war nur ein Zwischenspiel, bis sie sich schließlich mit Herzog Ferdinand von Alencon vermählte. Die Ehe war unglücklich und die Herzogin verliebte sich in einen Bürgerlichen, was ihr eine Internierung in Krafft-Ebings Nervenheilanstalt eintrug, um von ihrer "sexuellen Obsession" geheilt zu werden.