Bonn/Mettmann - Dank modernster Computertechnik hat der
Neandertaler sein Gesicht wiedererhalten. Aus den Schädelresten des
vor 150 Jahren bei Mettmann gefundenen Namenpatrons aller
Neandertaler hat ein deutsch-schweizer Expertenteam in einem
aufwendigen Verfahren eine Büste geschaffen, die das Gesicht des
weltweit populärsten Urmenschen erstmals "exakt, individuell und
lebensecht" darstellt. Dies sagte Michael Schmauder, Vorgeschichtler
am Rheinischen Landesmuseum Bonn, am Dienstag bei der Präsentation
des rekonstruierten Neandertalers.
Rekonstruktion im Neandertal-Museum
Auch im Neanderthal-Museum bei Mettmann ist eine weitere, erst
unlängst vollendete Rekonstruktion zu sehen. Diese Wiederherstellung
des Jubiläumsfundes zeigt auf der Basis sämtlicher
Original-Knochenfunde die Gesamtgestalt des in Museumsnähe entdeckten
Urmenschen als schelmisch lächelnden Jäger mit Speer.
Beim Bonner Urmenschen sind die 1856 entdeckte Schädeldecke und
einige seit 1997 zusätzlich ausgegrabene Knochen-Fragmente gescannt und in einen Computer eingespeist worden. Das elektronische Gesicht
ergänzte ein Forscher in Zürich mit den Daten eines passenden,
kompletteren Neandertaler-Schädels aus Frankreich zu einem
vollständigen Kopf, der schließlich per elektronischer
Datenübertragungen die Gesichts-"Weichteile" eines modernen
Schweizers erhielt.
Schütterer Bart
Maskenbildner achteten auch auf eine Narbe, die sich über den
starken Augenwülsten im Knochen des Originals erkennen lässt.
Dunkelbraune Augen, mittellanges Naturhaar und ein schütterer Bart
machten den mutmaßlichen Vetter des heutigen Menschen zu einem
durchaus sympathischen und entspannt blickenden Zeitgenossen. Die
Bonner Büste soll nicht nur bei der spektakulären Urmenschen-
Ausstellung "Roots" im Rheinischen Landesmuseum (8. Juli bis 19.
November) zu sehen sein, sondern auch in einer Neandertaler-Sendung
des ZDF Mitte Juli eine Rolle spielen. (APA/dpa)