Foto: PRVA
Österreichs PR-Verband kritisiert die Herabwürdigung der Anliegen der Häftlinge von Guantanamo.

"Mission Impossible"

Die Selbstmorde von Guantanamo haben mit PR absolut nichts zu tun. Versetzt man sich in die Lage eines Sprechers des amerikanischen Präsidenten ist es natürlich eine "Mission Impossible", ein Gefangenen-Lager, das ohne rechtliche Basis und entgegen allen demokratischen Grundrechten von der US-Regierung errichtet wurde, zu rechtfertigen. Jede Schlagzeile, die dieses Unrecht der Weltöffentlichkeit in Erinnerung ruft, ist unter diesen Umständen sehr unangenehm für die Bush-Administration.

"Athener Kodex"

Wie soll man in einer solchen Situation als "Sprecher des US-Außenministeriums" auf Verzweiflungstaten von Gefangenen also angemessen reagieren? Was würde der gelernte PR-Berater einem solchen "Sprecher" denn empfehlen? Die Antwort ist einfach. Es gibt keine angemessene öffentliche Reaktion darauf. Europas PR-Verbände haben sich schon vor vielen Jahren auf den sogenannten "Athener Kodex" geeinigt. Damit verpflichten sie sich, die Menschenrechte zu respektieren und eine demokratische Gesellschaftsordnung zu unterstützen. Auch der österreichische PR-Verband (PRVA) ist daran gebunden. So gesehen haben Public Relations im Zusammenhang mit Guantanamo keine Funktion und keine Aufgabe solange das Lager existiert.

Missbrauch des Begriffes "Public Relations"

Das US-Außenministerium bezeichnete die jüngsten Selbstmorde von Gefangenen in diesem US-Straflager als "PR-Gag". Geschmackloser hätte die Reaktion, mit der man buchstäblich über Leichen geht, nicht ausfallen können. Die Freitode der Gefangenen sind nämlich leider kein "fake". Der Missbrauch des Begriffes "Public Relations" hat einen traurigen Höhepunkt erreicht.

Was können wir im kleinen Österreich dagegen ausrichten?: Wir sind ein Teil jener Weltöffentlichkeit, vor der die US-Regierung mit untauglichen Mitteln ihr Gesicht wahren will. Unsere gewählte Regierung mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel an der Spitze, hat in wenigen Tagen Gelegenheit, den "PR-Gag" von Guantanamo beim amerikanischen Präsidenten, George Bush, zur Sprache zu bringen. Der Begriff "PR-Gag", der oft mit einem Augenzwinkern verbunden war, hat seine Unschuld verloren.