Foto: Austrian Airlines
Amman - Royal Jordanian (RJA), regionaler Player im Nahen Osten und Code-Share-Partner der Austrian Airlines (AUA), sieht die Pläne des österreichischen Home-Carriers, einen regulären Flugverkehr in den Irak zu etablieren, als höchst riskantes Unterfangen. "Es ist verrückt, die Route mit den AUA-eigenen Maschinen anpeilen zu wollen", erklärte Airline-Chef Samer Majali in Amman. Die Versicherungsprämien seien selbst für geleaste Maschinen exorbitant hoch. Niemand übernehme die Versicherung für einen eigenen Airbus 319, der den Irak ansteuere.

Österreich sei zu weit entfernt, um als Drehscheibe für den Irak von Interesse zu sein, erklärte Majali weiter. Abgesehen davon sei die Durchführung der Flüge nicht einfach. Es bedürfe eines großen Augenmerks auf die Sicherheitsprozeduren, und wie und wann die Maschinen ins Zielland geflogen werden sollen. Die Etablierung von Amman als Drehscheibe für die Luft-Versorgung des Irak und der Wiedererrichtung eines regelmäßigen Flugverkehrs durch die RJA sei nicht zufällig auf das Haschemitische Königreich gefallen. Neben den relativ kurzen Flugzeiten in die irakischen Städte von ein bis zwei Stunden sei durch die geographische Nähe auch ein Überland-Transfer am Boden innerhalb acht bis neun Stunden durchführbar.

Profitables Geschäft

Royal Jordanian war die erste Airline, die gut vier Monate nach Kriegsende den Linienverkehr in das Krisengebiet Irak wieder aufgenommen hat. Mittlerweile fliegen die Jordanier insgesamt 23 Mal pro Woche die Städte Bagdad, Erbil, Basra und Suleimaniya an. Derzeit würde nur noch die Iraq Airlines regelmäßige Linienflüge unternehmen. Trotz der ausgewiesenen hohen Kosten ist das Geschäft für die Royal Jordanian - mit Bedacht auf die Umwegrentabilität für Jordanien als Headquarter für Firmen, die im Irak tätig sind - ein profitables Geschäft.

Neben den Vertretern europäischer Baufirmen im Irak, die ihre Familien für ein Wochenende nach Amman einfliegen lassen, wird die Flugverbindung unter anderem dazu genutzt, Iraker nach Jordanien zu bringen, um sie hier zu trainieren, führte der Airline-Chef aus. Bis dato wurden über 30.000 irakische Polizisten in Jordanien ausgebildet und wieder in den Irak zurückgeschickt.

Hohe Renditen, hohe Kosten

Majali betonte, es sei offenkundig, dass die Routenführung der RJA in den Nachbarstaat hohe Renditen abwerfe, gleichzeitig seien die Kosten sehr hoch. Was die RJA dazu veranlasst habe, kein eigenes Fluggerät zu verwenden. "Der Irak ist zwar nicht die profitabelste Route, aber Teil unseres Netzwerks", ergänzte er. Mit Blick auf den österreichischen Konkurrenten AUA erklärte Majali augenzwinkernd, dass sein eigenes Unternehmen Jahre zuvor mit dem Attribut "International Airline of Austria" gehandelt wurde.

Royal Jordanian fliegt gemeinsam mit ihrer Tochter Royal Wings 51 Destinationen an. Der Fokus der Airline liegt innerhalb der Levante, d.h. die Länder Irak, Syrien, Saudi-Arabien, Libanon, Israel, Ägypten, Türkei und Zypern. Hier hat sich die Fluglinie nach Angaben des RJA-Chefs gut positioniert und ist der "Leading Carrier" in der Region. Die kurz vor der nächsten Phase der Privatisierung stehende Airline plant, ihre Flugdichte am regionalen Markt weiter auszubauen. Ziel sei, dass Passagieraufkommen im Zeitraum von fünf Jahren zu verdoppeln.

Ab 2007 wird die RJA als erste arabische Fluglinie der Airline-Allianz OneWorld beitreten. Die Airline transportierte im Vorjahr über 1,8 Millionen Passagiere und konnte einen Gewinn von 21,7 Millionen Dinar (24,2 Mio. Euro) verbuchen, was einer Steigerung von 25 Prozent gegenüber 2004 entspricht.

Privatisierungsvorhaben auf Schiene

Die RJA will ihre seit 9/11 und in Folge des Irak-Krieges auf Eis gelegte Privatisierung innerhalb der nächsten zwölf Monate abwickeln. Nach Angaben von Majali sollen mindestens 50 Prozent der Aktien, die derzeit noch zu 100 Prozent in Regierungsbesitz sind, an private Investoren verkauft werden. Die Hereinnahme eines strategischen Partners sei entgegen des ursprünglichen Plans nur mehr eine mögliche Variante unter vielen.

Die Anschläge in den USA am 11. September 2001 haben die Airline in ihrem Privatisierungs-Vorhaben empfindlich zurückgeworfen. Nach 9/11 gab es keinerlei Interesse, in eine Airline investieren, so Majali. In Folge der Entwicklungen wurde der für 2001 bzw. 2002 geplante Schritt, das gesamte Aktienpaket bereits zu diesem Zeitpunkt zu veräußern, abgeblasen.

Der Irak-Krieg hat die Airline in eine weitere schwierige Phase manövriert. Bis zu Beginn des Krieges gab es eine Sondervereinbarung zwischen Bagdad und Amman über Gratis-Treibstofflieferungen. Diese wurden nach Kriegsbeginn sukzessive abgebaut und 2004 endgültig eingestellt. Mittlerweile kalkuliert Royal Jordanian mit einem Treibstoffkostenanteil von 30 Prozent gegenüber 25 Prozent im Vorjahr. Allein in den letzten 18 Monaten habe sich der Ölpreis verdoppelt, so der RJA-Chef. Subventionen von Seiten der Regierung gebe es jedoch keine.

Billigflieger drängen auf den Markt

Konkurrenz im Mittleren Osten und der Levante erwächst der privaten Fluglinie nicht nur durch die etablierten arabischen Mitstreiter wie Emirates Airlines, Gulf Air oder Qatar Airways. Mit Al Jazeera und Al Arabia drängen die lokalen Billigflieger auf den Markt. "Es gibt zu viel Kapazität", so Marjali, gleichzeitig mangle es an Regeln und Wettbewerbsvoraussetzungen für Low Cost Carrier und reguläre Fluglinien. Einige davon seien subventioniert, einige privat, einige wie Al Arabia seien in Staatsbesitz. Dennoch werde massiv in die Expansion der regionalen Airlines investiert, was den Wettbewerbsdruck in der Region gehörig anheize.(APA)