Eine Netzwerkanalyse des von Europa dominierten globalen Fußballermarktes zeigt, dass Klubs (und Nationen) mit alten kolonialen Verbindungen (FC Porto, Niederlande) sich leichter mit der Ausbildung und dem Verkauf von Personal an die großen Einkäufer von Real abwärts finanzieren als Klubs, die auf Ressourcen ihrer eigenen nationalen Herkunft angewiesen sind.

Mit der nicht neuen, aber jetzt auch visuell darstellbaren Einsicht müssten auch dumpf-politische Ausländer-Abschiebermöchtegerns wie Ex-Bundesliga-Vorstand Peter Westenthaler begreifen, wie wichtig der Zuzug neuer, potenzieller Fachkräfte in ein kleines Land wie Österreich ist. In der heimischen Liga spielen nicht zu viele Ausländer, sondern heimische Klubs bilden zu wenige talentierte Kinder zu schlecht aus.

Nach den ersten Spielen der WM-Endrunde lässt sich bereits ahnen, dass die nicht europäischen Nationen mit ihren in Europa arbeitenden Kickern mittlerweile das gesamte Know-how des Spiels beherrschen und sich nichts mehr von ihren alten Herren wie Deutschland und England vormachen lassen.

Die Afrikaner müssen nicht mehr durch europäische Trainer in Taktik unterwiesen werden, sie treten an, neue Stilbücher zu schreiben. Der Fußball könnte in dieser WM in die lang erwartete Umbruchphase eintreten. Schon das Ende der Champions League wurde von einer Unzahl nicht europäischer Kreativer geschrieben, abgesehen von den allgegenwärtigen Brasilianern.

Den Nutzen hätte wieder Europa, und Österreich könnte daraus lernen, nicht blöd das Fremde zu dämonisieren, sondern die Kraft und die Kreativität der Anderen schätzen und sich dienstbar zu machen. (DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 12. Juni 2006, Johann Skocek)