Abbas musste sich indessen gegen die Vorwürfe von Hamas-Funktionären wehren, wonach ein Referendum im Grundgesetz nicht vorgesehen sei und er damit bloß den Ausgang der Parlamentswahlen vom letzten Jänner unterlaufen wolle. "Da nichts im Gesetz das Referendum verbietet, ist es erlaubt", sagte Abbas in Ramallah. Die wahlberechtigten Palästinenser sollen am 26. Juli gefragt werden, ob sie das so genannte "Gefangenen-Dokument der nationalen Versöhnung" unterstützen.
Indirekte Anerkennung Israels
Prominente Häftlinge, die verschiedene palästinensische Fraktionen vertreten, hatten sich vor einigen Monaten in einem israelischen Gefängnis auf ein Programm geeinigt, aus dem eine indirekte Anerkennung Israels abgeleitet werden kann.
Fatah und Hamas versichern, dass ein "Bürgerkrieg" ausgeschlossen sei, doch am Samstag kam es in Gaza abermals zu einer Schießerei, als der Konvoi von Raschid Abu Schabak, einem von Abbas eingesetzten Polizeikommandanten, von Hamas-Leuten überfallen wurde.
Am Freitag gegen fünf Uhr Nachmittag sah ein kleiner Strandabschnitt im nördlichen Gazastreifen plötzlich aus wie ein Schlachtfeld - die Bilder von der entsetzt kreischenden zehnjährigen Huda Ghalia, die beim Picknick auf den Dünen ihre Eltern und Geschwister verloren hatte, gingen um die Welt.
Dreitägige Trauer
Die Palästinenser sprachen von einem "Massaker" und einem "Verbrechen", Abbas rief eine dreitägige offizielle Trauerperiode aus und versprach, für das verwaiste Kind zu sorgen. Die politische Konsequenz des Zwischenfalls war, dass die Hamas eine Art "Waffenruhe" für beendet erklärte, die seit 16 Monaten theoretisch gegolten hatte. "Das Erdbeben in den zionistischen Städten wird wieder beginnen", hieß es drohend auf Hamas-Flugblättern.
Mindestens 20 Raketen schlugen dann bis Sonntag in Israel ein, wobei ein Israeli schwer verletzt wurde. Die Palästinenser waren umso zorniger, als erst Freitagfrüh drei Mitglieder eines mutmaßlichen Raketenwerferkommandos bei einem gezielten israelischen Luftangriff getötet worden waren, und am Donnerstag war bei einem israelischen Luftschlag gegen ein Trainingslager im Gazastreifen der populäre Jamal Abu Samhadana gestorben - die Israelis hatten ihn seit Jahren als Erzterroristen gesucht, doch die Hamas-Regierung setzte ihn zuletzt als Sicherheitschef ein.
Feuer ins offene Gelände