Brüssel - Einer 1999 veröffentlichten Studie zufolge ist im EU-Durchschnitt jede dritte Frau am Arbeitsplatz sexuell belästigt worden, auch jeder zehnte Mann sei betroffen. In Spanien, Griechenland und Italien seien es sogar bis zu 65 Prozent der Frauen. Schutz gegen Belästigungen Nach Angaben der zuständigen EU-Kommissarin Anna Diamantopoulou gibt es nur in zwei der 15 EU-Staaten - Belgien und Frankreich - ausreichende Gesetze zum Schutz gegen Belästigungen. Griechenland und Portugal hätten überhaupt keine entsprechenden Vorschriften. Dem Richtlinien-Entwurf zufolge soll sexuelle Belästigung definiert werden als "Diskriminierung auf Grund des Geschlechts (...), wenn ein unerwünschtes, geschlechtsbezogenes Verhalten die Beeinträchtigung der Würde einer Person und/oder die Schaffung eines durch Einschüchterungen, Anfeindungen, Beleidigungen oder Störungen geprägten Umfelds bezweckt oder bewirkt (...)." Der Zweck der Richtlinie bestehe allerdings nicht darin, eine Flut von Klagen heraufzubeschwören, betonte Diamantopoulou mit Blick auf die USA. Sie solle vor allem vorbeugend wirken. Der Richtlinie zufolge soll künftig der Arbeitgeber verpflichtet werden, für "belästigungsfreie Arbeitsplätze" zu sorgen und anderenfalls zur Rechenschaft gezogen werden können. Letzten Endes liege es im Interesse der Unternehmen selbst, ein von sexuellen Belästigungen freies Arbeitsklima zu schaffen. Die EU-Kommission will zudem die Gleichstellung von Männern und Frauen unter anderem in Wirtschaft und Politik bis zum Jahr 2005 weiter vorantreiben. So soll beispielsweise die Arbeit von Frauen auch in verantwortungsvollen Positionen in Wirtschaft und Politik gefördert werden. "Die Beseitigung geschlechtsspezifischer Ungleichheit kommt in allen Bereichen nur schleppend voran", kritisierte Diamantopoulou. Zuwenig Integration Diamantopoulou verwies darauf, dass Frauen weit weniger in den Arbeitsmarkt integriert seien als Männer. Frauen hätten darüber hinaus auch die weniger attraktiven und sicheren Jobs und trügen gleichzeitig die Doppelbelastung von Beruf und Kindererziehung. Die Beschäftigungsrate von Frauen sinke, sobald sie kleine Kinder zu versorgen hätten. Außerdem werden laut EU-Statistik Frauen für gleiche Arbeit noch immer schlechter bezahlt. Im Privatsektor beträgt die Differenz 25 Prozent, im öffentlichen Dienst neun Prozent. Frauen unterrepräsentiert Auch in der Politik sind Frauen sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene weiterhin unterrepräsentiert. Beispielsweise betrug der Anteil von Frauen in den Parlamenten der EU-Staaten 1999 durchschnittlich 18,6 Prozent. Der Anteil von Frauen in den nationalen Regierungen stieg im vergangenen Jahr von 21,9 Prozent zu 24,1 Prozent. Der Durchschnitt wird gehoben von Staaten wie Schweden, wo Frauen mit 52,6 Prozent die Mehrheit der Minister stellen. Auch in Finnland und Belgien erhöhte sich der Prozentsatz von Frauen in der Regierung seit den letzten Wahlen erheblich. (APA/red)