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Alessandro del Piero und der WM-Ball. Ob der Italiener am Montag ran darf, wird sich zeigen.

Foto: AP/Andrew Medichini
Hannover - Mitten im größten Skandal in der Fußball-Geschichte des Landes hofft Italien im WM-Auftaktspiel gegen Ghana am Montag (21:00 Uhr) in Hannover auf die Geburtsstunde einer neuen Ära. Die ganze Nation fordert vom Titelanwärter gegen den WM-Debütanten aus Afrika mehr als nur einen Sieg. "Gebt uns die Freude am Fußball zurück," flehte etwa die "Gazzetta dello Sport".

"Keine Angst, wir sind bereit", beruhigte Nationaltrainer Marcello Lippi die Tifosi vor der "größten Herausforderung" seiner Karriere, bei der er mit dem Comeback von Francesco Totti auf Risiko setzen will. Als brave Geburtshelfer für das neue italienische Fußball-Glück sind sich die selbstbewussten Ghanesen aber zu schade. "Gegen uns wird jeder leiden. Wir sind stark genug, um das Halbfinale zu erreichen", tönte Teamchef Ratomir Dujkovic.

"Ghana ist technisch und taktisch stark und hat einige Top-Fußballer", warnte auch Lippi. "Das erste Spiel ist fundamental wichtig", mahnte AS Roma-Star Totti, den Gegner nicht zu unterschätzen. Nach seinem Wadenbeinbruch Mitte Februar ist der Spielmacher gerade erst wieder genesen. Der Zustand des Römers wurde in Italien zur nationalen Frage. "Ich bin wieder zu 70 Prozent fit", versprach Totti. Und das scheint Lippi zu reichen, um ihm den Vorzug vor Juventus-Mittelfeldspieler Alessandro Del Piero zu geben, der stichelte: "Ich bin mehr als 100 Prozent fit."

Überrascht der experimentierfreudige Lippi nicht doch noch mit einer neuen Formation, wird aber Totti die Stürmer Luca Toni und Alberto Gilardino mit Pässen füttern. In die Abwehr soll Alessandro Nesta nach überstandenen Muskelproblemen zurückkehren, so dass Lippi nur die verletzten Gianlucca Zambrotta und Gennaro Gattuso (jeweils Oberschenkelverletzung) fehlen werden.

"Die Anspannung steigt", gestand Lippi, der laut eigener Aussage spürt, dass seine vom Skandal genervten Spieler endlich mit Toren und Siegen das Chaos in der Heimat in den Hintergrund drängen wollen. "Mit euch beginnt der Neuanfang", nahm Verbandspräsident Guido Rossi die "Squadra azzurra" in die Pflicht. "Ihr spielt um die verlorene Ehre", schrieb die "Gazzetta". Die Italiener stehen unter Druck und fürchten auch noch den brasilianischen Schiedsrichter Carlos Simon, der ihnen bei der WM 2002 gegen Mexiko zwei reguläre Tore aberkannt haben soll.

Ghana dagegen genießt die Außenseiterrolle. "Wir haben nichts zu verlieren", erklärte AS Roma-Verteidiger Sammy Kuffour, einer von drei Italien-Legionären im Team. Nach der Pleite beim Afrika-Cup im Frühjahr ist das Team wieder erstarkt. "Wir sind eine Familie. Der Coach ist der Vater und die Spieler sind seine Söhne", verriet der für die WM eingestellte Team-Psychologe Yao Mfodwo das Erfolgsrezept. (APA/dpa/Reuters)

  • ITALIEN - GHANA (Hannover, 21:00 Uhr, SR Carlos Simon/Brasilien)

    Italien: 1 Buffon - 22 Oddo oder 2 Zaccardo, 13 Nesta, 5 Cannavaro, 3 Grosso - 16 Camoranesi, 21 Pirlo, 20 Perrotta oder 4 De Rossi - 10 Totti - 9 Toni, 11 Gilardino Es fehlen: Zambrotta, Gattuso (jeweils Oberschenkelverletzung)

    Ghana: 1 Adjei - 15 Paintsil, 4 Kuffour, 5 Mensah, 6 Pappoe - 8 Essien, 10 Appiah, 11 Muntari, 18 Addo, 3 Gyan - 14 Amoah