Frankfurt/Main - Dem Schutz der Wale droht bei der Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) ab kommendem Freitag nach Ansicht des Artenschutzexperten Volker Homes ein schwerer Rückschlag. "Wenn die Mehrheit der Walfanggegner in der Kommission fallen würde, wäre das ein Riesenrückschritt um Jahrzehnte", sagte der Fachmann von der Naturschutzorganisation WWF. "Wir befürchten, dass dies passiert", ergänzte Homes. Die Kommission tagt ab 16. Juni im Karibikstaat Saint Kitts und Nevis.

Aushebeln des Walfangverbots "durch die Hintertür"

Das seit langem gültige Walfangmoratorium werde voraussichtlich bestehen bleiben, da zu einer Änderung eine Dreiviertel-Mehrheit der knapp 70 Staaten in der IWC nötig sei. Allerdings könnten die Walfang-Befürworter in der Kommission schon mit einer einfachen Mehrheit wissenschaftliche Aufträge vergeben, um etwa Fangquoten oder Schutzzonen von Tierarten zu bestimmen. Dies sei ein Aushebeln des Walfangverbots "durch die Hintertür", warnte Homes.

Japan, Norwegen und Island stehen international in der Kritik, weil sie weiter Wale fangen, obwohl einige Arten vom Aussterben bedroht sind. Vor allem Japan wird vorgeworfen, kleinere Mitgliedstaaten in der Kommission in seinem Sinne zu beeinflussen. Japan selbst nennt als Rechtfertigung für seinen Walfang Forschungszwecke. "Das ist ein reines Scheinargument", sagte Homes. "Diese Wissenschaft braucht kein Mensch." Um Wale zu zählen oder ihr Verhalten zu erforschen, müssten die Tiere nicht getötet werden. "Das Ziel ist, das Fleisch bereitzustellen für den japanischen Markt", erklärte der Experte der Umweltschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) in Deutschland.

Der Schutz der Wale verschlechtert sich nach Einschätzung von Homes seit mehreren Jahren in kleinen Schritten. So würden die Walfangstaaten ihre Fangquoten erhöhen. Außerdem hätten sie angekündigt, neben anderen Arten nun auch vermehrt Finn- und Buckelwale zu jagen. Homes rät Touristen in Island oder Norwegen, an den Touren zur Walbeobachtung teilzunehmen. "Das ist ein deutliches Zeichen, dass man sagt, wir als Touristen wollen die Wale lieber lebend als auf dem Teller." (APA)