"Dresden",

bedauert unser freundlicher Quartiermeister vom Jahreswechsel, "ist bis August komplett zu. Nichts zu machen." Die Elbe-Traumstadt feiert 800-Jahr-Jubiläum, und so fallen Langstreckentestpläne ins Wasser. Buchstäblich. Denn während DER STANDARD mit der Ausweichstrategie Ravenna-Ferrara-Padua hervorragend fuhr, kam aus Sachsen die Nachricht: Dauerregen, saukalt.

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Vor Abfahrt

erst mal Flexibilitäts- und Laderaum-Check. Eh alles super. Aber ein Hauptvorteil gegenüber dem Grand Cherokee wird auf großer Fahrt fast zum Nachteil: Der Commander bietet glorreich Platz für sieben.

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Nun sind

die zwei Sitze in Reihe drei zwar ruckzuck flachgelegt und schaffen so Platz fürs Gepäck - in Fünfsitzerkonfiguration wäre aber noch mehr Raum, etwa für ein paar Kisten vom grandiosen Sangiovese di Romagna, den man sich am besten gleich im Ristorante Ca' de' Vén im Zentrum von Ravenna einpacken lässt.

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Erster

echter Bewährungstest in Wien: Stephan-Alexander. Lieblingsneffe. 13 Jahre. Als Trendscout bzw. -barometer an Bord. "Der ist supercool! Sieht aus wie ein Hummer und hat viel mehr Platz!" Alles klar. Sympathietest bestanden.

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Auf solche Autos

fährt die Jugend ab. Verständlich, denn der Commander kommt enorm martialisch daher, der militärische Name passt. Ansonsten ist er aber überhaupt kein Raubein, auch, wenn er im Gelände alles bewältigt, was Rubicon-Trail-Standard entspricht.

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Auf der Langstrecke

wird man mit hohem Komfort befördert. An die etwas indirekte Lenkung gewöhnt man sich schnell. Das Fahrwerk ist weich ausgelegt, ohne dass man - wie bei früheren Jeeps - in Kurven schwimmen würde. Und das Ding fährt auch tadellos gradaus, da merkt man das technische Trainingslager bei Konzernschwester Mercedes.

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Die Geradeausfahrt

endete zunächst in Milano Marittima und Cervia, nördlich Riminis. Stephan-Alexander meinte, zu einem gründlichen Test gehöre ein Quartier am Meer (mit Muschelsuche). Weniger passe Mathe-Strebern, Algebra und so, aber die letzte Schularbeit dräue, also Disziplin, Herrschaften.

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Daraus

resultierten erstaunliche navigatorische Fähigkeiten: "Es sind noch 78 km bis Padua, in 3,2 km solltest du rechts abbiegen, Onkel Andi." Das Ganze war natürlich ein aufgelegter Schwindel, der Knabe las direkt vom Navi-System ab.

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Warum Ravenna?

Hier war das Testteam zwecks Spurensuche gelandet: Kaum sonst wo treffen zwei Zeitalter so ungebremst aufeinander: Spätantike und Frühmittelalter, Römer, Goten, Byzanz. Mosaikstein für Mosaikstein Grundlagen zum Verständnis unserer heutigen Zeitwende. Siehe etwa das Mausoleum der Galla Placidia.

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Wobei

der Commander selbst für einen Umbruch steht: Angesichts schwindender Ressourcen wird's solche Dinosaurier keine Ewigkeit mehr geben. Unser Testwagen verhielt sich aber dank hiefür idealer Motorisierung - 3,0-Liter-Diesel, stark wie ein Büffel - erstaunlich gesittet. Bei etwa zwölf Liter Sprit auf 100 km pendelte der Bordcomputer sich ein, bei flotter Fahrweise.

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Apropos,

weitere Zeitwende, Spätmittelalter zur Neuzeit: Wann immer man in der Innenstadt Ravennas um eine Ecke biegt, steht man vor Geschichtsträchtigem. Diesfalls Dante Alighieris bescheidenes Grabmal.

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Überraschend

trafen wir nämlich nächtens diese Lichtgestalt des christlichen Abendlands. Erzählte uns von Inferno und Paradiso und entließ uns mit warmen Gefühlen im Herzen und Gruß an die Heimat. Ciao e salute! (Andreas Stockinger, AUTOMOBIL, 9.6.2006)

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Jeep

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