30.000 Menschen versorgt
"Vor den Mauern Vindobonas hatten sich Angehörige, Händler und Handwerker in der Lagervorstadt angesiedelt", berichtet Karin Fischer Ausserer, Leiterin der Wiener Stadtarchäologie. "Das heißt: Neben den 6000 Soldaten wurden insgesamt rund 30.000 Menschen über diese 17 Kilometer lange Wasserleitung versorgt."Immerhin transportierte sie rund 4,3 Millionen Liter Wasser pro Tag.
"Die Beschäftigung mit der Geschichte der Wasserversorgung zeigt vor allem, dass die Römer bereits in weiten Bereichen unseren Stand der Technik hatten", betont Hans Sailer, Leiter der Wiener Wasserwerke und erklärter "Geschichtsfreak".
Antike Fitnesscenter
Diese - immer noch aktuelle - Vorgeschichte wird bis 21. Juni in einer Ausstellung in der "Alten Schieberkammer" beim Wiener Meiselmarkt (ein aufgelassenes Wasserreservoir) dokumentiert. Und da zeigt sich etwa auch, dass die modernsten Fitnesscenter im Grunde genommen ein alter Hut sind - wenn man sich die Rekonstruktion einer klassischen römischen Terme ansieht, mit Trainingsräumen (palaestrae), dem Kaltbad (frigidarium), dem warmen und trockenen tepidarium und dem auf ca. 50 Grad erhitzten Heißbad (caldarium). Da gab es Heißwasserwannen, oft ein Heißluftbad (laconicum), gelegentlich auch ein Schwimmbad, Massagezimmer für Ölmassagen, eine Bibliothek und Behandlungsräume für Ärzte.
Doch auch der Rückschritt wird in dieser Ausstellung dokumentiert: Hatten die Römer bereits ein ausgeklügeltes Kanalnetz - folgten danach Jahrhunderte der Latrinengruben (privets), die nächtens von den "Kotkönigen", den "Nachtkönigen"oder "purgatores privete"entleert wurden. Und so war diese Zeit der Senkgruben und der meist nahe gelegenen Hausbrunnen gleichzeitig eine der Epidemien.