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Bei Großereignissen ist Einkaufen auch rund um die Uhr möglich.

Foto: Reuters
Das Runde (der Euro) muss in das Eckige (die Kasse). Das gilt ab dem WM-Eröffnungstag auch in vielen deutschen Läden. Pünktlich zu Spielbeginn fällt vielerorts der Ladenschluss, was die Händler einer Ausnahmeregelung im Ladenschlussgesetz verdanken: Bei Großereignissen ist Einkaufen auch rund um die Uhr möglich.

Nicht alle ziehen mit

Zehn der 16 deutschen Bundesländer machen von dieser Sonderregelung Gebrauch. Eine bundesweit einheitliche Regelung gibt es allerdings nicht, nicht einmal in den zwölf WM-Städten. Während die Bayern theoretisch auch um drei Uhr morgens losziehen können, ist etwa in Berlin um 22 Uhr Schluss mit Shoppen. Länder und Kommunen haben es nicht geschafft, sich auf eine Kernzeit zu einigen.

Im Wirtschaftsministerium in Berlin rechnet man allerdings damit, dass jene Läden, die tatsächlich rund um die Uhr öffnen wollen, nur die Ausnahmen sind. Denn wer will schon um vier Uhr morgens eine Waschmaschine kaufen? Die Dienstleistungs 2. Spalte gewerkschaft Verdi versucht die längeren Öffnungszeiten noch in letzter Minute per Eilverfügung zu boykottieren.

Hannover verzichtet

Nicht klagen musste Verdi gegen Hannover. Die niedersächsische Landeshauptstadt verzichtet als einzige WM- Stadt auf eine Lockerung des Ladenschlusses. Schon bei der Weltausstellung Expo 2000 hatten die Geschäfte länger offen, doch der erhoffte Erfolg war ausgeblieben.

Fest von kauflustigen Fans geht hingegen Hubertus Pellengahr, Sprecher des Einzelhandelsverbandes aus: "Wir rechnen mit einem zusätzlichen WM-Umsatz von rund zwei Milliarden Euro." Der Handel hofft mit der WM seinen Teil zur Ankurbelung der Konjunktur beizutragen. Auch die Bundesregierung ist optimistisch und rechnet – auf drei Jahre verteilt – mit einem Impuls von drei Milliarden Euro, inklusive Tourismus- und Transportwirtschaft.

Warnung vor Euphorie

Vor zu großer Euphorie warnt hingegen das Institut der deutschen Wirtschaft (IW): Die WM-Effekte auf die Wirtschaft seien "kaum größer als die Titelchancen von Trinidad und Tobago". (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.6.2006)