Neumarkt/Murau - Die für heute Freitag, geplant gewesene Enthüllung einer Gedenktafel im obersteirischen Neumarkt für Agnes Millonig, die unter anderem die umstrittenen 4. Strophe des Kärntner Heimatliedes verfasste, wurde am Donnerstag abgesagt. Nach Protesten der Sozialistischen Jugend (SJ) und der KPÖ machte die Kärnter Landsmannschaft, welche die Ehrung in der Gemeinde, wo Millonig als Volksschullehrein wirkte, initiiert hatte, einen Rückzieher per Aussendung: Es sei der Landsmanschaft, der das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes "Kontakte zum organisierten Rechtsextremismus"attestiert, nicht bekannt gewesen, "dass Agnes Millonig im Jahre 1933 der Nationalsozialistischen Partei beigetreten sei".

Rücknahme des Gemeinderatsbeschlusses gefordert

Für das Mauthausen Komitee Österreich und die Österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen, die sich in einem offenen Protestbrief an Innenministerin Liese Prokop richteten, ist die Sache damit nicht vom Tisch. Man begrüße zwar die Absage der Veranstaltung, die zwei Kilometer vom ehemaligen Außenlager von Mauthausen, Schloß Lind, statt finden sollte, fordere aber auch die Rücknahme des Gemeinderatsbeschlusses von Neumarkt, der die Ehrung beinahe möglich gemacht hätte.

Selbiges fördert nun auch der Vorsitzende der steirischen SKJ, Wolfgang Moitzi, der die geplante Mahnwache in Neumarkt absagte. Die Kranzniederlegung vor dem Schloß Lind für die Opfer dieser KZ-Außenstelle werde aber trotzdem am Freitag um 17 Uhr stattfinden.

Der Neumarkter FPÖ-Bürgermeister, Reinhardt Racz erklärte indes, er wisse nicht, "ob sich der Gemeinderat noch einmal mit der Sache befassen"werde: "Sie war eine angesehene Frau. Was in irgendwelchen Archiven schlummert, kann mir bei aller Liebe nicht bekannt sein." (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 9.6. 2006)