Debatte
Wo bleibt das Engagement für die Jugend?
Von Lydia Ninz
Bildungsexperten vom Institut für Höhere Studien (IHS) haben eine
alarmierende Entwicklung festgestellt: Immer mehr Jugendliche brechen am
Ende der Pflichtschule ihre Bildungszelte endgültig ab: sie pfeifen auf
alle Schulen und fangen auch keine Lehre an. 7000 sollen es sein, acht
Prozent der 15 bis 15-Jährigen. Es betrifft mehr Mädchen als Buben. Was sie treiben, weiss niemand
Warum viele Pubertierende auf der
Strecke bleiben, hat kein Mensch noch erforscht. Einseitige
Schuldvermutungen von wegen verwahrloster Elternhäuser oder Versagen des
Schulssystems greifen wohl zu kurz. Es ist wohl eher eine Kombination,
verbrämt mit gesellschaftlich-medialen Entwicklungen und pubertärer
Dummheit. Ob sie pfuschen, sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten
oder niedrige Hilfsdienste verrichten, das hält keine Statistik fest.
Was da passiert, geht uns alle an, auch die zuständige
Bildungsministerin. Statt sich um diese Fehlentwicklung zu kümmern,
zweifelt Elisabeth Gehrer erst einmal die Studie an, die diese
unerfreuliche Botschaft vermittelte. Verdrängen und ablenken lautet
offensichtlich ihre Devise. Eigentlich enttäuschend für eine Frau, die
so resolut und lebensnah wirkt wie diese Politikerin aus Vorarlberg.
Auffangnetz für Lehrlinge?
Doch die Regierung setzt gleichzeitig auch Handlungen. Sie macht das
Auffangnetz für Lehrlinge, die im Herbst keine Lehrstelle bekommen, viel
löchriger. Ausgerechnet jetzt streicht sie alle Lehrlingsstiftungen,
eine Maßnahme die auf Jugendliche mit Problemen, gemünzt waren.
Natürlich waren diese Stiftungen in Vergangenheit zu teuer und
vielleicht nicht immer der Weisheit letzter Schluss. Sie waren aber
gerade für die Schwächeren bestimmt, die aus diversen Gründen mit ihrem
Leben und ihrer Laufbahn nicht klarkamen.
Für diese Gruppe hat die schwarz-blaue Regierung in ihrem Pakt für
Jugendliche gar nichts vorgesehen. Der Weg in eine spätere Lehre ist
ihnen versperrt. Sie sind schlichtweg nicht in der Lage, die
Voraussetzungen für die zehnmonatigen Lehrgänge, die es ja weiterhin
geben wird und die auf eine spätere Lehre vorbereiten , zu schaffen. So
landen sie bestenfalls in der sogenannten Vorlehre, in perspektivelosen
Hilfsberufen , die von den Firmen allerdings bisher kaum angeboten
werden.
Jugend am Herzen
Um die "verlorenen" Jungen scheren sich Susi&Strolchi und die zwei "Sissis" - Bildungsministerin Elisabeth
Gehrer und Generationenministerin Elisabeth Sickl - nicht. Ausgerechnet jene Regierungsexponenten, die uns
bei jeder Gelegenheit - Stichwort Karenzgeld, Stichwort Pensionsreform - weis machen wollen, wie sehr ihnen
die Jugend am Herzen liegt. Vielleicht lassen sie diese Kids links liegen, weil sich dieses "Minusthema"
weniger nett plakatieren läßt als nackte Kinderpopos.