Manfred Erjautz
Künstler

Ich hab als Bildhauer schon öfters Schneemänner aus Marmor realisiert, zum Beispiel anlässlich meiner Ausstellung in der Secession im Jahr 2002. Zum Schneeball hab ich ein enges Verhältnis, weil er einfach aus einem klimatischen Zustand heraus gebaut wird und von diesem auch abhängig ist. Das heißt, durch die Drehung bzw. das Rollen wächst aus einem kleinen Bällchen eine immer größer werdende Form...

Foto: Aleksandra Pawloff

Mich fasziniert auch, dass diese Kugel durch Deformation stapelbar wird, siehe Schneemann. Das gibt's bei anderen Bällen nicht. Weiters ist es interessant, dass man diesem Ball durch eine Karotte und Kohlestückchen Identität verleihen kann. Wenn man diese Form länger hält, so wie ich auf dem Foto, geht er von einem Aggregatszustand in den anderen über. So werden die Form und der Inhalt Vergangenheit. Und so ist auch dieser Ball in Bewegung.

Foto: Aleksandra Pawloff

Reinhard Zörner
Croupier im Casino Wien

In meinem Leben haben Bälle und Kugeln immer eine Rolle gespielt. Seit einigen Jahren zählt auch Golf zu meinen Hobbys. Dabei geht es sehr stark um eine Erwartungshaltung, das heißt, man hofft, der Ball landet dort, wo man ihn haben will. Aber oft kommt er natürlich ganz woanders runter. Genauso ist es auch im Kasino. Wenn die Kugel beim Roulette springt, spürt man förmlich diese Erwartungshaltung, die Freude, die Anspannung oder halt die Enttäuschung der Gäste...

Foto: Aleksandra Pawloff

Das Schöne ist, es gibt immer ein nächstes Spiel oder einen nächsten Schlag. Über die Jahre merken wir als Croupiers, dass die Kugel genau dorthin fällt, wo sie hinfallen möchte. Die Gäste sehen das mitunter anders. Manchen sieht man richtig an, wie sie versuchen, die Kugel im Geiste zu lenken. Mir ist es egal, wo sie hinfällt. Ich gönne jedem Gast den Gewinn, bin aber absolut neutral. Sympathien - in dem Sinne, dass man hofft, der oder die möge gewinnen - darf man sich als Profi nicht erlauben.

Foto: Aleksandra Pawloff

Michaela Kainz
Physiotherapeutin (Physiotherapie Baldia, Wien)

In der Physiotherapie wird der Ball zur Beweglichkeitsverbesserung eingesetzt, und um dem Körper mehr Stabilität zu entlocken. Wir sprechen hier von den bekannten, großen Gymnastikbällen, mit denen ich eigentlich schon sehr oft zu tun habe, vor allem auch bei der Arbeit mit Kindern. Die Bälle eignen sich aber auch sehr gut dafür, den Erwachsenen zu zeigen, wie beweglich sie sein müssten. Der Ball ist in alle Richtungen beweglich, und das führt oft zu Aha-Erlebnissen...

Foto: Aleksandra Pawloff

Also ein Beispiel: Der Patient liegt bäuchlings auf dem Ball und muss sich mit den Füßen abstützen. Er spürt, wie sich der Ball davonbewegt und muss dies stabilisieren. Dann gibt's auch noch diverse Gleichgewichtsübungen und anderes, bei dem der Ball dem Menschen helfen kann. Im Prinzip sind das alles sehr kindliche, aber doch anspruchsvolle Bewegungen. Privat könnte der Ball für mich etwas wie "Rundsein" versinnbildlichen, also für ein ganzheitlich positives Gefühl stehen. Das heißt, ich mag seine Form, denn wer ist schon gern unrund?

Foto: Aleksandra Pawloff

Birgitt Hufnagl
Fußballerin (zentrales Mittelfeld) in der österreichischen Nationalmannschaft

Ich hab schon mit sechs Jahren mit dem Fußballspielen begonnen. Da lernten wir, mit fast jedem Ball umzugehen, man spielte auch einmal mit einem Tennisball oder, wenn's sein musste, sogar mit einer Blechdose. Da musste so ziemlich alles herhalten, was sich auch nur irgendwie eignete. Ich trainiere drei-oder viermal die Woche, dazu kommt circa ein Match pro Woche. Was das Image des Frauenfußballs betrifft, möcht ich sagen, dass man hier immer Frauen mit Männern vergleicht. Beim Tennis oder Skifahren kommen die Leute fast nie auf diese Idee. Technisch ist der Frauenfußball sehr gut, vor allem im Ausland. Natürlich kann eine Frau körperlich mit dem Mann nicht mithalten...

Foto: Aleksandra Pawloff

Ich denke, dass Frauenfußball in Zukunft besser dastehen wird. Ich hab schon in Italien und Deutschland gespielt, dort hat Frauenfußball jetzt schon einen viel höheren Stellenwert. Da kommt das Fernsehen hin, viel mehr Zuschauer kommen zu den Spielen. Da gibt's auch eigene Autogrammkarten.

Es ist nicht so, dass ich die eigentliche Form des Balles bewusst gar nicht mehr wahrnehme. Kurz gesagt würd ich meinen, der Ball ist rund, das heißt, es gibt einfach kein Ende bei einem Ball. Das taugt mir.

Foto: Aleksandra Pawloff

Catherine Oborny
Schauspielerin (SOKO Donau, Trauttmann, Medicopter, Tatort)

Zum Ball fällt mir spontan der Tanz ein. Ich war elf Jahre lang mit dem Staatsopernballett verbunden, ehe ich mit der Schauspielerei begann. Deswegen ist die erste Assoziation schon Ball und Tanz. Dabei sehe ich vor allem die Eigenschaften des Balls und die Bewegung im Vordergrund. Das gilt auch für meinen jetzigen Beruf...

Foto: Aleksandra Pawloff

Es geht um dieses stetige Voranrollen, mit Höhen und Tiefen. Der Ball rollt zwar in eine bestimmte Richtung, ist aber nie davor gefeit, irgendwo abzuprallen. Da gibt es natürlich immer so eine Art Glücksmoment. Das heißt, der Ball bleibt nicht immer in der beabsichtigten Bahn. Was mir im Zusammenhang mit Ball noch einfällt, ist der Begriff der Bodenhaftung. Diese sollte man gerade in der Schauspielerei nie verlieren.

Foto: Aleksandra Pawloff

Peter Habison
Astronom und Physiker

Also ich bin eher ein Ballmuffel. Die Leichtathletik ist schon mehr das Meine. Ansonsten hab ich viele Jahre Turniertanzsport betrieben. Aber da seh ich keinen Ball. Nun ja, vielleicht den Tanzball, aber das ist natürlich weit hergeholt.
Rein vom Inhaltlichen her hat unser Planetarium der Stadt Wien die Form einer Halbkugel. In diesen magischen Raum wird der Sternenhimmel projiziert. Das wäre vielleicht ein halber Ball, den man von innen betrachtet. Die gesamte Himmelskugel ist natürlich keine tatsächliche Kugel mit einem bestimmten Radius, aber rein vom Betrachterstandpunkt aus gesehen erscheint der Himmel kugelförmig...

Foto: Aleksandra Pawloff

Mit dem, was sich dort alles abspielt, spielen wir im Planetarium und in den Sternwarten, wo wir die Objekte in der Himmelskugel herzeigen und Orientierung vermitteln und auch Effekte erklären usw. Im Detail, also im Planeten, findet sich dann ja wieder die Kugelform - oder der Ball, wenn Sie so wollen. Es handelt sich zwar nicht um hundertprozentige Kugeln, aber die meisten kommen dieser Form schon sehr nahe. Es sind halt keine idealen Kugeln im geometrischen Sinn. Freilich kommt's auch vor, dass ich an einen Himmelskörper denke, wenn ich im Alltag eine Kugel oder einen Ball sehe.
Da denkt man sich dann: "Das könnte als Jupiter oder Mars passen."

Text: Michael Hausenblas
Fotos: Aleksandra Pawloff
(Der Standard/rondo/08/06/2006)

Foto: Aleksandra Pawloff