Psycho-Bad
"Gutes Design ist für die Ewigkeit", lässt sich Alberto Alessi, Chef der gleichnamigen italienischen Traditionsdesignfabrik gern zitieren. Mit dem Badprogramm "Il Bagno Alessi" soll dieser Anspruch auch auf den sanitären Bereich ausgeweitet werden, mit einer zusätzlichen psychoanalytischen Ebene sozusagen. Denn für den Mailänder Designer Stefano Giovannoni, verantwortlich für das Gesamtkonzept, war die "Theorie des Liebeskodex" des Psychoanalytikers Franco Fornari Quelle der Inspiration, derzufolge der kindliche Eros durch zwei grundlegende Momente geprägt wird: das Stillen und das Baden. Gerade die runden und optisch weichen Formen der Badewanne entsprechen diesem "mütterlichen Kodex". Hergestellt wird die Keramikwanne von Laufen. Sie kann sowohl freistehend als auch mit Verkleidung montiert werden.
www.ilbagnoalessi.com

Foto: Hersteller

Weichgespült
"Wir wollten ein weiches Bad gestalten, das den Menschen wie ein Kokon umhüllt", meinen Christina Klein und Astrid Nee. Der Entwurf der beiden Innenarchitektinnen, getauft auf den Namen "Ambient Water", nutzt die Eigenschaften des Wassers, um ein völlig neuartiges Raumgefühl zu schaffen. Erzielt wird dies mit relativ geringem technischen Aufwand: Das gesamte Bad wird mit einer leicht nachgiebigen, angenehm zu berührenden "Haut" überzogen und in farbiges Licht getaucht. Das Material ist elastisch, besteht aus mehreren Schichten und führt temperiertes Wasser. Boden und Wandflächen, Sitzebenen und Becken werden damit verkleidet. Durch zirkulierendes Wasser mit wechselndem Druck in einer der Schichten soll die Oberfläche von "Ambient Water" wie eine Massage wirken. Das Ganze basiert auf dem Prinzip der Fußbodenheizung. Auch Ecken und Kanten werden mit "Ambient Water" umhüllt. Kalte Keramik und hartes Metall im Badezimmer sollen damit der Vergangenheit angehören. Die Idee gefiel auch der Jury des Designwettbewerbs "Outlook - Shaping Water", der im Zuge der letztjährigen ISH - der "Weltleitmesse" für Bad, Gebäude-, Energie-, Klimatechnik und erneuerbare Energien - in Frankfurt stattfand. Klein und Nee wurden mit dem ersten Platz belohnt.

Foto: Hersteller

Organisch
"Bathlloon" ist kein Resultat logischen Denkens," beteuern die beiden chinesischen Architekten Yunbing Zhou und Xiaojun Lue, "unser Entwurf folgt auch keiner tieferen Philosophie. Uns gefielen die traditionellen Badewannen - hart, kalt, hässlich, schwer - einfach nicht." Und nun dies: ein Ballon - und damit ein völlig neues Badegefühl, da sich dessen flexible Membran dem Körper anpasst. Statt auf harte Flächen und Kanten zu treffen, sinkt der Badende in eine körpergeformte "Wanne" aus Latex oder Kautschuk. In die entstehende Vertiefung wird Wasser eingelassen. Wenn das Gefäß nach dem Baden wieder seine ursprüngliche Form annimmt, wird das abfließende Wasser durch eine Dränage im Boden aufgenommen. Farbige Füllung und Licht machen zudem eine individuelle Gestaltung möglich. Einziger Wermutstropfen für die Tüftler: Bis jetzt konnten sie noch niemanden finden, der ihre Vision Wirklichkeit werden lässt.

Foto: Hersteller

Kubikmeter
Ob Funkwetterstationen, Möbel oder eben Badewannen: Philippe Starck ist und bleibt der Design-Hans-Dampf-in-allen-Gassen. Für Duravit entwarf Starck die Badserie "Starck X". Kubisch, geradlinig und minimalistisch wie der Rest der Kollektion ist auch seine Badewanne. Neben einer Einbauversion verfügt die frei stehende Acrylwanne über diverse Besonderheiten: Statt einer Überlaufrinne gibt es einen rundumlaufenden Wassergraben, der, mit Steinen gefüllt, die Wanne ebenso in Szene setzt wie die mittels Fernsteuerung bestimmbaren Farbspiele. Auf dem Grabenrand aufgelegte wasserbeständige Holzeinsätze bringen zudem eine wohnliche Optik ins Badezimmer.
www.duravit.at

Foto: Hersteller

Hemmungslos
Die Bevölkerung altert. Ein demografischer Befund, der auch der Sanitärindustrie zu denken und zu designen gibt. Was tun, um Menschen ab fünfzig das Baden erleichtern zu können? Wobei das Ganze zudem nicht steril oder gar altersheimmäßig wirken soll? Mit der Acrylbadewanne "Step in" versucht sich Duscholux am Spagat zwischen bedarfsgerechter Badausstattung, Komfort und Ästhetik. Es handelt sich um eine "begehbare Wanne", deren auffälligstes Feature ein halbkreisförmiger Einstieg ist, in dem sich ein zehn Millimeter dickes Sicherheitsglas befindet. Es lässt sich um 180 Grad auf den hinteren Wannenrand bewegen. Mittels Gaszugfeder- und Dämpfereinheit ist es möglich, die Tür mit einer Hand zu öffnen bzw. zu schließen. Integrierte Armlehnen und eine große Standfläche mit Antirutschbelag sorgen für Sicherheit. "Step in" ist auch mit Wannengriffen und Whirlpool-Funktion zu haben. Da man die Badewanne schlecht nach dem Befüllen "betreten" kann, gibt es das Ding auch mit alternativer Wasserfüllung: Auf den Wannenrand wird dafür eine Stabbrause montiert, auf der ein Nackenkissen aufgesteckt ist. Durch dessen Schlitze ergießt sich das warme Wasser über die Schultern des Badenden ins Becken.
www.duscholux.de

Foto: Hersteller

Stoned
Eine Badewanne namens "Tina" kommt aus der Werkstatt des spanischen Badausstatters Sanico Porcelanas. Ob die beiden Designer Nacho Lavernia und Alberto Cienfuegos dabei an eine tatsächlich existierende Senorita dachten, sei dahingestellt. Jedenfalls spricht die freistehende Wanne mit ihrer zierlichen Gestalt und ihren sanften Kurven eine erotische Formensprache, was durchaus gewollt ist, wie die beiden betonen. Um den "Wohlfühlfaktor" noch weiter zu unterstreichen, wird das Behältnis aus dem Material "Stonefeel" gefertigt, einem Mineralharz, das sich angeblich "wunderbar weich und angenehm" anfühlt. Dabei soll es auch noch leicht zu reinigen sein. Auf Anfrage ist die Wanne auch als Einzelfertigung in Marmor oder Naturstein erhältlich.
www.sanico.es

Foto: Hersteller

Umstandslos
Das Bad als Lebensraum und Treffpunkt: für Große und Kleine, für Alte und Junge, für Familien, die noch wachsen. Was auch immer kommt, das "Variable Sanitärsystem" des deutschen Produktdesigners Jordi Regel soll sich den Lebens-wie den Raumumständen anpassen. Zentrales Element und Ankerpunkt seines (noch nicht realisierten) Entwurfs ist eine Wasser führende Säule, die entweder frei stehend oder in einer Ecke montiert werden kann. Rund um diese Zapfsäule können modular Waschbecken, Badewanne, Dusche oder Ablage gruppiert werden. Das Waschbecken ist außerdem höhenverstellbar. Ohne großen Aufwand können Einzelteile ausgetauscht oder verändert werden.

Foto: Hersteller

Sonnen-Bad
Beim Entwurf von "Sundeck" (Duravit) grübelte das Team von EOOS Design aus Wien über die Rituale des Badens, Liegens und Entspannens. Ergebnis: ein monolithischer Körper, frei stehend, auf den ersten Blick nicht als Badewanne erkennbar. Außerdem ist die mit hellem und dunklem Holz verkleidete Acrylwanne nicht nur zum Baden gedacht. Denn das Sonnendeck kann auch geschlossen werden und transformiert sich so zu einem gepolsterten Ruhedeck. Den Einstieg in die Wanne erleichtert optional eine gepolsterte Stufe; verschiedene Whirlsysteme sollen den Entspannungseffekt ebenso verstärken wie LED-Spots, die Wasser und Umgebung mit wechselnden Farben in atmosphärisches Licht tauchen. Beim Auffalten der zweiteiligen Abdeckung stellen sich zudem Kopfstützen auf. "Sundeck" kann bis zum Rand befüllt werden. Eine umlaufende Überlaufrinne leitet das überfließende Wasser einfach ab. Der hohe Wasserstand erlaubt demnach auch großen Menschen ein tiefes Eintauchen. Und wer hat gesagt, dass eine Badewanne nur im Badezimmer ihre Existenzberechtigung hat? "Sundeck" kann, ganz im Sinne der Erfinder, auch im Freien, beispielsweise auf der Terrasse installiert werden.
www.duravit.de
(Markus Böhm/Der Standard/rondo/08/06/2006)

Foto: Hersteller