Der ORF irrt: Als sich Alfred Gusenbauer durch seine jüngste "Pressestunde" schwitzte, war es wärmer als zugegeben. Draußen zumindest. Die Anstalt schätzte die Außentemperaturen am 7. Mai auf – in diesen Tagen nicht weiter überraschende – acht Grad Celsius. Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik aber hatte die Luft dort an diesem Tag um elf Uhr vormittags 14 Grad Celsius.

Doch selbst bei einem Studio ohne Klimaanlage dürfte das noch nicht in brüllende Hitze ausarten. Dafür spricht auch die Transpiration der beiden fragenden Journalisten: Die Gesichter von Christoph Kotanko, dem Chefredakteur des "Kurier", und Fritz Dittlbacher vom ORF blieben an diesem 7. Mai im Studio 5 augenscheinlich trocken. "Ich habe als Mitdarsteller nichts bemerkt", sagt Kotanko auf Anfrage. Die Temperaturen im Studio seien "immer gleich", auch am 7. Mai habe er keine besondere Wärme verspürt.

"Z 5" hat keine Klimaanlage

Ein ORF-Journalist behauptet indes, es könnte es an diesem Tag tatsächlich wärmer als sonst gewesen sein: Lange vor der Sendung seien die Scheinwerfer aufgeschaltet gewesen.

Das "Z 5" alias Studio 5 hat keine Klimaanlage, darauf beharrt der ORF, und der sollte es wissen. Gekühlt wird über Zu- und Abluftmöglichkeiten, verlautet es aus der dafür zuständigen Technischen Direktion der Anstalt. Natürlich kann man das Studio auch heizen. Über diese Möglichkeit dürfte Alfred Gusenbauer auch schon ganz froh gewesen sein: Gut ein halbes Dutzend "Pressestunden" hat er bisher als SPÖ-Chef in diesem Studio absolviert, davon die meisten bei erfrischenderen Außentemperaturen.

Ein ORF-Studio ohne Klimaanlage? Das Z 5 ist eine Art Dauerprovisorium des Küniglbergs, das just der bisher letzte reinrassige SPÖ-Mann an der Spitze der Anstalt bauen ließ: Gerhard Zeiler brauchte das zusätzliche Studio für "Vera", "Schiejok täglich" und dergleichen. Seit Ende der Neunzigerjahre finden dort die "Pressestunden" statt. Auch "Offen gesagt" geht dort über die Bühne.

Könnte man schwitzenden Gästen mit dem passenden Make-up helfen? Gusenbauer war jedenfalls absolut rechtzeitig in der Maske, wirkte aber schon dort etwas hitzig. Nachschminken ist bei einer Livesendung mit so wenigen Protagonisten eher schwierig. (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 8.6.2006)