Partnerschaft zwischen Jazz, Chansons und versöhnlicher Weltmusik: Timna Brauer und Elias Meiri.

Foto: STANDARD/Fischer
Wien - "Ich kenne das Lied von Lordi zwar nicht, finde es aber gut, dass er gewonnen hat. Ich denke nicht, dass man den Song Contest heute noch ernst nehmen kann. Zu meiner Zeit, wies er noch mehr Niveau auf." Wer dieser Tage mit Timna Brauer redet, kommt irgendwann auf die finnischen Gewinner. War doch Brauer 1986 selbst Teil des Wettsingens. Mit mäßigem Erfolg. Einen Teil der Erklärung sucht sie in der Anti-Österreich-Stimmung im Zuge der Causa Waldheim - jedoch mit der erfreulichen Begleiterscheinung, die Öffentlichkeit so auch auf andere ihrer musikalischen Umtriebe aufmerksam zu machen.

1986 nämlich, da trat die in Paris in der Band von Free-Jazz-Recke Fran¸cois Jeanneau aktive Sängerin auch beim Jazzfestival Wiesen auf. Und sie begann mit einem Pianisten zu arbeiten, den sie in Tel Aviv kennen gelernt hatte, und der bald Partner auch im Leben sein sollte: Elias Meiri.

"Der Jazz war die Basis, das Bindeglied zwischen uns", so Brauer. "Denn am Anfang kamen wir ja aus zwei Welten: Ich bin väterlicherseits aufgewachsen mit Schubert und Wienerliedern, mütterlicherseits mit jemenitischen Gesängen. Im Gegensatz zu Eli, der aus Israel, aber - paradoxerweise - aus polnisch-russischer Familie ohne orientalischen Hintergrund stammt."

Nun, die Gemeinsamkeiten sollten bald überwiegen, spätestens mit den jazzigen Zauberflöte-Adaptionen (1991) war man erstmals am Punkt. Ob es einen roten Faden gebe, der die seither folgenden Programme zwischen französischen Chansons, jüdischen Traditionen oder Rhythmen aus aller Welt verbinde?

Brauer: "Es ist schon auffällig, dass alle Projekte etwas mit dem Schlagen von Brücken zu tun haben. Egal ob ich den Papageno auf orientalisch singen muss - das entspringt einem inneren Drang, etwas zu versöhnen, zu verbinden. Was wohl mit mir selbst zu tun hat. Ich bin zweigeteilt, in den Sprachen, im Essen - zwischen scharfer arabischer Kost und Wienerschnitzel - war immer beides da."

Klar, dass Brauer und Meiri hier auch ihr 1999 initiiertes Projekt Voices For Peace nennen, entsprungen der Idee, muslimische, jüdische und christliche Lieder von einem palästinensischen und einem israelischen Chor interpretieren zu lassen. "Es ist der Beweis, dass Musik Menschen zusammenführen kann", so Brauer. "Die Chormitglieder kommunizieren seither auch autonom miteinander, treffen sich zu Festen. Die andere Ebene ist die des Publikums, vor allem, aber nicht nur in Israel. Wenn ein Araber die heiligen Gebete der Juden singt - da brechen die Leute mitunter in Tränen aus."

Distanzverlust kann aber mitunter hinderlich sein. Deshalb die profane Frage, wie man im Zuge von paralleler Lebens- und Arbeitspartnerschaft denn der Gefahr von Betriebsblindheit begegnet. Meiri, 1998 auch mit einer hervorragenden Trio-CD hervorgetreten: "Wir haben die Arbeit so aufgeteilt, dass Timna das Management übernimmt, und ich die Proben- und Arrangierarbeit. Da kommen wir uns selten in die Quere." (DER STANDARD, Printausgabe, 7.6.2006)