Zwei Mozart-Bearbeitungen von Händel-Oratorien, zwei reine Mozart-Programme (ohne Jugendwerke), eine Klavier-Matinee, die drei Scarlatti- und zwei späte Haydn-Sonaten brachte das Festival - und ein Konzert, das mit Musik von Carl Philipp Emanuel Bach das Thema immerhin streifte: Ton Koopman und sein Amsterdam Baroque Orchestra überzeugten mit Symphonien von Carl Philipp Emanuel und Wilhelm Friedemann Bach.
Zur Eröffnung also Händels Oratorium Das Alexanderfest, das von der Macht der Musik erzählt, die den Zuhörer zwischen Heldenmut, Rausch, Trauer und Glück taumeln lässt. Eher unerwartet tritt zum Schluss die Heilige Caecilia auf, die "arts unknown before" ins Spiel bringt. Es musizierte die Akademie für Alte Musik Berlin unter René Jacobs. Das Vokalkonsort Berlin war für das Große Festspielhaus zu klein besetzt, um die großformatig angelegten Stimmungstableaus wirklich einprägsam auszumalen.
Jacobs setzte seinem Originalklang-Händel ein paar irrlichternde Mozart-Schnörksel auf, die quasi selber schauen mussten, wie sie in die Phrasierung hineinfinden sollten. In sich stimmig war dagegen Der Messias, ebenfalls in Mozarts Bearbeitung, mit dem Mozarteum Orchester Salzburg und dem Salzburger Bachchor unter Ivor Bolton.
Bolton, ein Händel-Experte, hat doch den Mozart'schen Händel-Vorstellungen viel Raum gegeben. Das Orchester realisierte mit Energie und Verve die Klangbilder: Die Schläge der Peiniger waren ebenso zu spüren wie die Angst, vor dem Herren nicht zu bestehen. Leicht und luftig stiegen die Bläser "zur Höhe der Berge" oder "kündigten Frieden uns an". Großartig, wie im Chor Jubel oder Verzweiflung weniger mit Lautstärke denn mit Klangintensität gesteigert wurden. Freilich waren für einen historischen "Rückblick" Raum als auch Besetzung zu groß.