Uneinheitliche Sichtweise
Die Junge ÖVP, die ebenfalls am Freitag eine Kampagne zum Thema Jugendbeschäftigung vorstellte, ist hingegen guter Dinge. Im letzten Jahr seien pro Tag fast 100 neue Jobs entstanden, das zeige, dass die Maßnahmen der Bundesregierung gegriffen hätten, freute sich Fuhrmann. Die Jugendarbeitslosigkeit habe im Mai 2006 um 8,1 Prozent (gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres) auf 32.910 Arbeitslose abgenommen.
Abseits von solchen Interpretationsunterschieden widmet sich die heimische Bundesjugendvertretung dem Thema. Um Zahlenspielereien geht es hier weniger. "Mehr Platz für Junge am EU-Arbeitsmarkt" hieß ein mehrtägiges Seminar, das vergangenes Wochenende in Stockerau gemeinsam mit dem Europäischen Jugendforum veranstaltet worden war.
Jeder Einzelne ist zuviel
Etwa 40 JugendvertreterInnen beschäftigten sich gemeinsam mit Fachleuten aus europäischen Institutionen und NGOs mit dem Thema „Platz für Junge am EU-Arbeitsplatz“. Und Zahlen auf oder ab, grundsätzlich sei jeder einzelne der Jugendlichen ohne Job, einer zuviel. Edward Matthews vom Europäischen Gewerkschaftsbund formuliert das so: "Wir haben es nicht geschafft, Leute auszurüsten, dass sie sich mit 23 selbst versorgen". "Es mangelt an Wissen" sagt Marta Escribano im Gespräch mit derStandard.at, vor allem von der Politik werde das Thema nicht ausreichend wahrgenommen, ist ihre Überzeugung. Auch nicht von den EU-Politikern. Jugend sei hier bestenfalls ein Link zum Ökononomischen. Diese Einschätzung werde dem Problem nicht gerecht, glaubt sie, denn: "Kein Job bedeutet viel mehr als keine Arbeit. Es bedeutet keine Teilhabe an der Gesellschaft."
Beobachtung an der Basis
Monitoring und an der Basis schauen, wo es hapert, lautet der Rat von Walter Wolf (European Commission, Social inclusion). Dann gelte es Awareness zu schaffen, und das wiederum ganz oben. Von der Basis zur Spitze funktioniere der Weg, so seine Einschätzung. Was theoretisch klingt und irgendwie belanglos, bestätigt Escribano und sie muss es wissen, ist sie doch in ihrem Alltag Lehrerin. Außerdem sitzt sie in einer lokalen Organisation, die sich des Themas angenommen hat, im entsprechenden nationalen Gremium und derzeit im EU-Youth-Forum.
Edward Matthews widmete sich dem Thema „Prekäre Jobs“ und fasst die Hauptgründe dafür, dass sich junge Menschen häufig in solchen finden in drei Punkte zusammen: Niedriger Level von Ausbildung, zu wenig qualifizierte Jobs und der Leerraum zwischen Ausbildung und Job. Was das Problem mit den prekären Jobs betrifft, so weist er darauf hin, dass schon die Definition uneinheitlich sei. Für Betroffene bedeute die Ausübung eines (oder mehrerer) prekärer Jobs jedenfalls: "Leben ist Arbeit und Überleben. Außerdem, so seine Einschätzung: "Es gibt keine Anstrengungen, junge Menschen über ihre Rechte am Arbeitsmarkt aufzuklären, keine aktive Jugendpolitik am Arbeitsmarkt".
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