Bantul - Eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben auf der indonesischen Insel Java droht den Überlebenden die nächste Naturkatastrophe: Die Aktivität des Vulkans Merapi nimmt immer bedrohlicher zu. Der 3.000 Meter hohe Berg schleuderte am Samstag abermals heiße Wolken aus Gas und Asche in die Luft, glühende Lava floss seine Abhänge hinab. Gesundheitsexperten befürchteten darüberhinaus eine Ausbreitung der Vogelgrippe im Erdbebengebiet.

Wissenschaftern zufolge wuchs die Lavakuppel über dem Gipfelkrater des Merapis binnen einer Woche um 17 Meter auf einen Durchmesser von rund 100 Metern an. Sie sei instabil und drohe einzustürzen. Die Behörden warnten davor, den vorgegebenen Sicherheitsabstand zum Vulkan von rund sieben Kilometern nicht einzuhalten. Aus diesem Umkreis wurde die Bevölkerung schon vor geraumer Zeit in Sicherheit gebracht. Besorgte Bewohner vollzogen religiöse Rituale in der Nähe des Vulkans, um einen Ausbruch zu verhindern. Bei der letzten Eruption 1994 hatten die heißen Gaswolken 60 Menschen das Leben gekostet.

Ausbreitung der Vogelgrippe befürchtet

Mehr als 100 Überlebende des Bebens der Stärke 6,3 vom 27. Mai hätten in Hühnerställen Zuflucht gesucht, teilte die britische Hilfsorganisation Merlin am Samstag mit. Hieraus ergebe sich ein erhöhtes Ansteckungsrisiko. Die Organisation bat um die Bereitstellung von mehr Zelten für die rund 650.000 Menschen, die infolge des Erdbebens obdachlos wurden. "Wir bleiben hier, weil unsere Häuser zerstört wurden", sagte einer der Betroffenen in der Ortschaft Pentong, der 60-jährige Parji. Sie hätten die Hühnerställe jedoch zuvor gesäubert. Der Vogelgrippe sind in Indonesien schon mindestens 36 Menschen zum Opfer gefallen.

Unterdessen wurde die Bevölkerung im Katastrophengebiet von einem neuen Erdstoß in Angst und Schrecken versetzt. Das Nachbeben in der Nacht zum Samstag erreichte aber nur die Stärke 3,4 auf der Moment-Magnitude, wie die indonesischen Behörden mitteilte. Das schwere Beben eine Woche zuvor hat mehr als 6.200 Menschen in den Tod gerissen, rund 30.000 wurden verletzt. (APA/AP)