Der indische Outsourcing-Spezialist Wipro Technologies ist weiter auf Expansionskurs in Europa. Erst am Donnerstag vermeldete der Konzern die Übernahme des auf Einzelhandelslösungen spezialisierten portugiesischen Anbieters Enabler . Nun stehen weitere Übernahmen vor allem im deutschsprachigen Raum (DACH) auf dem Programm. "Wir haben hier bereits sehr gute Kundenkontakte und erwarten uns viel von der DACH-Region", erklärt Kees Ten Nijenhuis, Vice President im Bereich Enterprise Solutions bei Wipro. Schon in Kürze könnte ein weiterer Expansionsschritt anstehen.

Kriegskasse

Die so genannte Kriegskasse ist jedenfalls prall gefüllt. Konzernweit steht Wipro etwa eine Mrd. Dollar für weitere Übernahmen zur Verfügung, wie Nijenhuis meint. "Wir wollen in Kontinentaleuropa sowohl organisch als auch über Allianzen und Akquisitionen wachsen", kündigt Nijenhuis an. Europa sei aber ein sehr facettenreicher Markt, so dass es einfacher sei, sich ein Unternehmen mit entsprechender Präsenz zu kaufen. Das helfe dem indischen Konzern auch, sich schneller zu etablieren. 2006 will Wipro seinen Umsatz in Europa auf eine Mrd. Dollar fast verdoppeln. Damit würde das Unternehmen rund ein Drittel seiner globalen Umsätze in Europa erwirtschaften.

Expansionskurs

Auf seinem Expansionskurs steht Wipro aber immer noch eine entscheidende Hürde im Weg, die es abzubauen gilt: Wie andere indische IT-Dienstleister auch, kämpft Wipro um die Anerkennung der europäischen Konzerne. "Um Vertrauen zu gewinnen, braucht man lokale Mitarbeiter, die Erfahrung mit der Sprache und der Kultur haben", erklärt Nijenhuis. Nur die Kombination von lokaler Präsenz und dem indischen Offshore-Modell verspreche Erfolg.

Übernahme

Mit der jüngsten Übernahme von Enabler, die Wipro 41 Mio. Euro in Bar plus erfolgsabhängige Zusatz-Zahlungen wert ist, verfügt Wipro nun über Handelsniederlassungen in Portugal und Brasilien. "Wir gehen davon aus, dass sich durch die Akquisition von Enabler Wipros Fachkenntnisse im Retail- und Projektabwicklungsbereich weltweit weiter verstärken werden und wir so außerdem Kunden gewinnen können, die zu Europas bekanntesten Groß- und Einzelhändlern zählen", sagt Bhanu Murthy, Senior Vice President Retail, CPG & Distribution Solutions von Wipro Technologies.

Ende 2005 hatte Wipro mit der Übernahme des Vorarlberger Chipdesigners NewLogic auch in Österreich Fuß gefasst. Die erste Niederlassung in der Alpenrepublik war dem indischen IT-Dienstleister 47 Mio. Euro wert. Darüber hinaus hat sich Wipro mit dem Deal Patente für komplexe Mobilfunk-Applikationen wie WLAN und Bluetooth gesichert. (pte)