Bertelsmann hat mit den Verkaufsgesprächen für den Musikverlag BMG Music Publishing begonnen. Das teilte Finanzvorstand Thomas Rabe am Freitag im firmeneigenen Intranet mit. Der Erlös aus dem Verkauf solle ein Eckpfeiler für den Rückkauf des 25,1-Prozent-Anteils der belgischen Groupe Bruxelles Lambert (GBL) an Bertelsmann werden. Den vereinbarten Kaufpreis von 4,5 Mrd. Euro werde Bertelsmann am 3. Juli an GBL überweisen, kündigte Rabe an. Das Geld soll über einen Kredit zwischen finanziert werden.

Die Zeitung "Wall Street Journal" (Freitag) berichtete unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise, Bertelsmann überlege gemeinsam mit Sony, seinem Partner im Musikgeschäft, auf die gemeinsame Plattenfirma Sony BMG Schulden aufzunehmen, um so liquide Mittel zu gewinnen. Bertelsmann und Sony hatten 2004 ihre Musiksparten fusioniert.

Der nun zum Verkauf stehende Musikverlag war jedoch nicht Bestandteil der Verschmelzung. Bertelsmann hatte bereits vor Tagen erklärt, es gebe Gespräche mit Sony zur "Optimierung der Finanzstruktur". Ein Verkauf des 50-Prozent-Anteils an der vom früheren Bertelsmann-Vorstand Rolf Schmidt-Holtz geführten Plattenfirma sei jedoch nicht geplant.

"Eine der größten Entscheidungen, die je zu treffen waren"

Bertelsmann-Vorstandschef Gunter Thielen bekräftigte, Bertelsmann werde den Aktienrückkauf, den er als "eine der größten Entscheidungen, die je zu treffen waren" bezeichnete, meistern. Das Unternehmen spare deutlich an Dividende. Die Eigentümerfamilie des Firmenpatriarch Reinhard Mohn verlange nur ein Drittel der Dividende, die im Falle eines Börsenganges an die Aktionäre hätte gezahlt werden müssen. "Das bedeutet, dass wir langfristig stärker wachsen können, weil wir mehr Mittel zur Verfügung haben, als dies bei einem Börsengang der Fall gewesen wäre", sagte Thielen.

Für eine kurze Periode werde Bertelsmann allerdings die selbst gesetzten Verschuldungsgrenzen überschreiten. Ähnliche hohe Belastungen habe Bertelsmann bereits bei der Übernahme der US-Buchverlagsgruppe Random House und der Musikfirma Zomba zu stemmen gehabt. Die Schulden hätten schnell wieder zurückgeführt werden können. (APA)