Hanoi - Infolge der EU-Strafzölle auf Schuhimporte aus Asien drohen nach Angaben der internationalen Hilfsorganisation ActionAid fast eine Million Menschen in Vietnam zu verarmen. "Die Europäische Kommission sollte die Anti-Dumping-Abgaben überdenken und sicherstellen, dass nicht die Arbeiter der vietnamesischen Schuhindustrie den Preis für den eskalierenden Handelskonflikt bezahlen müssen", erklärte ActionAid am Freitag in Hanoi.

Die EU-Strafabgaben, die sich am Freitag auf 8,4 Prozent des Einfuhrpreises für Schuhe aus Vietnam nach Europa verdoppelten, könnten bis zu 500.000 Arbeiter der Branche und fast noch einmal so viele Arbeiter von Gewerben aus dem Umfeld der Schuhindustrie den Job kosten, warnte die Organisation gemeinsam mit dem Verband der vietnamesischen Schuh- und Lederindustrie.

Mitarbeiter entlassen

Der Branchenverband erklärte, dass die Bestellungen nach der Verhängung der Strafzölle im vergangenen Jahr eingebrochen seien. Zahlreiche Schuhhersteller hätten deshalb bereits ihre Produktion zurückfahren und Mitarbeiter entlassen müssen.

Die EU-Kommission hatte Anfang April 2005 Strafabgaben auf Lederschuhe aus China und Vietnam wegen Dumping-Praktiken verhängt. Sie werden schrittweise angehoben bis auf knapp 20 Prozent des Importwerts für Lederschuhe aus China und auf fast 17 Prozent im Falle Vietnams. Ausgenommen sind Kinderschuhe. EU-Handelskommissar Peter Mandelson kreidet beiden Ländern Subventionen wie günstige Kredite, Steuerbefreiungen oder marktunübliche Pachtbedingungen für ihre Schuhindustrie an, die aus EU-Sicht gegen die Vorschriften der Welthandelsorganisation WTO verstoßen. (APA/AFP)