München - Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IFB) hat nach nur einjähriger Bauzeit einen weltweit einzigartigen Flugsimulator mit einer speziell entwickelten Niederdruckröhre in Betrieb genommen. Mit der so genannten "Flight Test Facility" auf dem internen Versuchsgelände in Holzkirchen bei München lassen sich Flüge von bis zu 13.000 Metern Höhe nachstellen, wobei die Wissenschaftler die Auswirkungen von Raumklima, Luftqualität oder Akustik durch Turbinenlärm auf Passagiere und Crew untersuchen können - und zwar bequem vom Boden aus.

Dabei konzentrieren sich die Analysen vor allem auf das Personal, das bekanntlich bei teilweise mehreren Starts und Landungen pro Tag besonders stark den unterschiedlichen Druck- und künstlichen Klimaverhältnissen an Bord ausgesetzt ist. Die gesammelten Ergebnisse sollen später als Grundlage für technische Entwicklungen dienen, um das Reisen und Arbeiten an Bord künftig noch angenehmer und effizienter zu gestalten.

Vorteile

"Die mit Probanden durchgeführten Testreihen in der Flight Test Facility haben drei wesentliche Merkmale: Sie sind ökologisch, wirtschaftlich und sicher. Unser Labor versteht sich als unabhängige Testeinrichtung, die den Fluglinien, interessierten Flug- und Sportmedizinern oder auch anderen Forschungsorganisationen offen steht", verdeutlichte der Initiator der Einrichtung, Dr. Erhard Mayer vom IBP, gegenüber pressetext.

Zentraler Mittelpunkt des Fluglabors ist eine 30 Meter lange Niederdruckkammer, die um das Vorderteil des Großraum-Airbus A310 gebaut wurde. Dort lässt sich mit Hilfe von drei Hochleistungsvakuumpumpen der Druck in der Kammer auf bis zu 150 Hektopascal absenken. Auch die jeweils korrekte Luftfeuchtigkeit und Temperatur in der Kabine können entsprechend den realen Bedingungen während eines Flugs programmiert werden.

Erste Simulationen

Derzeit absolvieren die Forscher mit mehr als 500 Probanden ihre ersten Testflüge für das EU-Vorhaben FACE (Friendly Air Cabin Environment). Dabei liefern Lautsprecher den typischen Flugzeugsound, während Vibratoren unter den Sitzen das Rütteln beim Start und während des Flugs nachahmen. Sogar auf Getränke und kleine Mahlzeiten müssen die Testpersonen nicht verzichten; dafür sind im Gegenzug zahlreiche Fragebögen auszufüllen, die sich nach Kälteempfinden, unangenehmen Gerüchen oder trockenen Augen erkundigen.

Besonders sensibel reagiert übrigens ein ungewöhnlicher "Passagier" - dieser Dummy ist mit streichholzschachtelgroßen Sensoren versehen, die ähnlich wie die menschliche Haut arbeiten und kleinste Temperaturveränderungen der Oberfläche messen. Diese Daten und die Informationen aus den im Flugzeug angebrachten Messfühlern werden letztlich an die Leitwarte übermittelt, um ein genaues Abbild des Klimas in der Kabine während des gesamten Flugs zu skizzieren. (pte)