Bild nicht mehr verfügbar.

Im Vorstand wurden mittlerweile erste "Schadenssummen" bestätigt.

Foto: APA/Jäger
Wien - Gleich mehrere unerquickliche Nachrichten setzte es am Donnerstag wieder um die skandalgeschüttelte Gewerkschaftsbank BAWAG. Die benötigte Eigenkapitalspritze liegt bis zur US-Einigung und Bilanzerstellung nach wie vor auf Eis, und die Ratingagentur Moody's hat der Bank wegen ihres dringenden Kapitalbedarfs nun das zweitschlechteste Finanzstärke-Rating in der Moody's-Skala verpasst.

Es ist ein "Stand-alone"-Rating: Besserung zeichnet sich nur durch die Auffanglösung und in der Folge einen Verkauf der Bank ab, und für den Fall, dass keine weiteren Leichen im Keller auftauchen. Außerdem muss sich die Bank mit weiteren Enthüllungen in der "Penthouse"-Affäre ihrer früheren Generäle herumschlagen. Im Vorstand wurden mittlerweile erste "Schadenssummen" bestätigt.

Schadenssumme auf 2 Mrd. geschätzt

Die Schadenssumme der Refco- und Karibik-Affären wird von der BAWAG auf rund 2 Mrd. Euro geschätzt. Diese Zahl nannte laut "Tiroler Tageszeitung" BAWAG-Vorstand Jochen Bottermann. "Es tut mir leid, dass unsere Kunden durch den Skandal um die BAWAG Unannehmlichkeiten hatten."

Bottermann ließ bei einer Kundenveranstaltung in Tirol durchblicken, dass eine Einigung mit den Refco-Gläubigern unmittelbar bevorstehe. "Ich hoffe, dass wir kommende Woche soweit sind. Dann steht einer sauberen Bilanzlegung nichts mehr im Wege. Derzeit haben wir ein Provisorium fix und fertig."

Warum bis dato kein Generalvergleich mit den Amerikanern zustande gekommen sei, wollte der für Firmenkunden zuständige Wahlkitzbüheler nicht sagen. Wie zuletzt mehrfach verlautete, verlangen die Refco-Geschädigten einen Mindestverkaufspreis und ein Monitoring bei der Suche nach einem Eigentümer.

Einfluss bei Verkauf

Letzteres bedeutet, wie es zur APA heißt, dass die Refco-Gläubiger beim BAWAG-Verkauf nicht nur mitschneiden wollen - indem von jedem Betrag, der über einen Verkaufserlös von 1,8 Mrd. Euro hinausgeht, ein Teil wieder an die Refco-Opfer fließt - sondern sich so auch einen gewissen Einfluss auf Verkaufsentscheidungen vorbehalten wollen - indem der Verkaufsprozess genau "beobachtet" wird, wie es ohne nähere Hinweise heißt.

Dass die BAWAG ein Ladenhüter werden könnte, glaubt Bottermann hingegen nicht. "Sobald der Generalvergleich in den USA steht, wird der Verkauf vorbereitet."

Als "falsche Horrorzahlen" bezeichnete Bottermann Medienberichte, wonach die Aufarbeitung des BAWAG-Skandals bis zu 3,5 Mrd. Euro kosten werde. "Das ist völlig falsch. Ich gehe davon aus, dass die Summe nicht höher als bei 2 Milliarden Euro liegen wird, was immer noch alles andere als erfreulich ist."

Die Bank betont heute, dass nie bestritten wurde, dass aus den Karibikgeschäften bis 2004 ein Verlust von rund einer Milliarde (999) Mio. Euro entstanden ist. Völlig klar sei, dass auch aus der Vergleichsvereinbarung Kosten entstehen. Die Summe wird von der Bank vor Abschluss nicht genannt.

Es ist in der Branche aber seit zwei Wochen von mehr als einer Milliarde Euro Gesamtvolumen (Barkomponente, Variable mit Abschöpfung von Mehrerlös bei Verkauf, Anwaltskosten, Klagsverzicht) die Rede.

Nahe am Abschluss

"Wir sind sehr nahe am Abschluss", wird im Wallstreet-Branchendienst "Thestreet.com" auch der Anwalt der Refco-Aktionäre, John Coffey, zitiert. Zum Betrag sagte er nur, es sollte "eine signifikante Geldsumme" sein. Laut Coffey würde dem Vergleich noch der letzte Feinschliff verpasst.

Moody's hat unterdessen das Finanzstärke-Rating der der BAWAG P.S.K. auf E+ von bisher D- gesenkt, aber alle anderen Bewertungen mit stabilem Ausblick bestätigt. Ein "E"-Rating ist das zweitniedrigste Finanzstärke-Rating von Moody's und zeigt üblicherweise einen dringenden externen Kapitalbedarf auf.

Für die Freigabe der von Banken und Versicherungen zugesagten Kapitalspritze von 450 Mio. Euro an die BAWAG warten die Beteiligten immer noch auf den Vergleich mit den US-Gläubigern und die damit erst mögliche BAWAG-Bilanz 2005 sowie auf das Okay der EU für die 900 Mio. Euro Bundesgarantie.

Die bisherigen Bemühungen des neuen Managements werden von der Ratingagentur anerkannt, sie geht aber davon aus, dass die Wiederherstellung des Geschäftsprofils ein noch länger andauernder Prozess sein dürfte. Moody's führt weiter aus, das die BAWAG ihr Finanzstärke-Rating über die Zeit verbessern könnte. Das hängt aber vom Restrukturierungserfolg - und vom Verkauf - der Bank ab. Aus der Vergangenheit dürften auch "keine negativen Implikationen" mehr entstehen.

Die "Ratingkorrektur" des Finanzkraft-Ratings von D- auf E+ sei vor dem Hintergrund zu sehen, dass die BAWAG P.S.K. Hilfe in Form der Bundesgarantie erhält, kommentierte die BAWAG selbst die nunmehrige Rückstufung.

Verhandlungsrunden

In den vergangenen drei Wochen hatten die BAWAG-Anwälte in New York in mehreren Verhandlungsrunden mit den Rechtsanwälten der Refco-Aktionäre, Gläubiger und der privaten Private Equity und Buyout-Firma Thomas H. Lee Partners darüber beraten, wie das Geld aus dem Vergleich verteilt werden soll. Thomas H. Lee, die Refco 2004 aufgekauft und danach an die Börse gebracht hatte, habe dadurch 245 Mio. Dollar (190 Mio. Euro) verloren. (APA)