London - In Großbritannien wächst der politische Druck auf den durch eine Affäre angeschlagenen Stellvertreter von Premierminister Tony Blair. Politiker der Opposition bekräftigten Forderungen nach dem Rücktritt des Vize-Premiers John Prescott. Auch in den Reihen der regierenden Labour-Partei wuchs die Kritik.

Der Blair-Stellvertreter hatte am Vorabend seinen Verzicht auf eine Regierungsvilla bei London erklärt, die ihm neben seiner Dienstwohnung zur Verfügung stand. Der 68-Jährige war vor einer Woche vor der Villa Dorneywood von Paparazzi beim Crocket-Spiel fotografiert worden, während Regierungschef Blair in Italien Urlaub machte.

Kritiker

Prescott hätte eigentlich Blairs Amtsgeschäft in London wahrnehmen müssen, erklärten Kritiker. "Ich bin mir bewusst, dass meine Nutzung (der Villa) nun zu einem Gegenstand öffentlicher Kritik und der Sorge unter einigen Abgeordneten sowie der Labour-Partei geworden ist", sagte Prescott zur Begründung seines Verzichts.

Blair hatte dem Vize-Premier bereits Anfang Mai bei einer Regierungsumbildung alle ministeriellen Zuständigkeiten in der Regierung bis auf das Amt des Stellvertreters entzogen. Der Premier hatte damit auf das Bekanntwerden einer Affäre Prescotts mit einer Sekretärin in dessen Büro reagiert.

Abgeordnete der Opposition, aber auch der Regierungspartei warfen danach die Frage auf, wieso Prescott noch sein Jahresgehalt von 133.000 Pfund (195 000 Euro) bekomme und obendrein die Wochenenddienstvilla nutzen dürfe, wenn er in der Regierung kaum noch eine Rolle spiele. Oppositionsführer David Cameron von der Konservativen Partei erklärte nach der Rückgabe der Dienstvilla durch Prescott, die Regierung Blair befinde sich praktisch im Zustand der Auflösung. (APA/dpa)