Blatt 20 aus dem 1825 von Moritz von Schwind gezeichneten Zyklus "Hochzeit des Figaro". Die 2004 restituierte Mappe gelangt am 13. Juni bei Sotheby's zur Auktion.

Foto: Sotheby's

Wäre es nach seinen Eltern gegangen, dann hätte der 1804 in Wien geborene Moritz von Schwind die Beamtenlaufbahn wählen sollen. Bevor er sich für eine künstlerischen Weg entschied, belegte er an der Wiener Universität demnach die Fächer Mathematik und Rechtspflege. Dann verstarb der Vater und Schwind wechselte an die Akademie der bildenden Künste.

Zur Finanzierung des Lebensunterhaltes arbeitete er für Kunstdruckverlage, fertigte Glückwunschkarten und handgezeichnete Visitenkarten mit humoristischen Figuren. Und illustrierte Bücher, etwa Tausendundeine Nacht, die Goethe als "barock im Sinn, phantastisch ohne Karikatur, durchaus originell . . ." bezeichnete. Den anderen Künsten gegenüber nicht abgeneigt, hegte Moritz von Schwind für die Musik eine ganz besondere Leidenschaft: 11-jährig zählte er Beethoven zu seinem klangvollen Mittelpunkt, es folgten Mozart und schließlich Schubert, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband.

Den krönenden Höhepunkt seiner künstlerischen Laufbahn erlebte Schwind insofern 1864, als er mit der Ausschmückung der damals neu erbauten Wiener Staatsoper beauftragt wurde: Für das Foyer konzipierte er einen Zyklus zu Darstellungen aus berühmten Opern und für die Loggia Mozarts Zauberflöte, womit er auch eine Art Jugendliebe verewigte.

1824 hatte der Künstler - später auch als Mozart der Malerei bezeichnet - erstmals eine Aufführung der Hochzeit des Figaro gesehen. Seine schier grenzenlose Begeisterung hielt er in seinem Jugendhauptwerk, dem Gemälde Hochzeitszug fest.

1825 entstand in diesem Zusammenhang ein Zyklus von 30 Federzeichnungen, der am 13. Juni bei Sotheby's in London bei einer Schätzung von 150.000 bis 200.000 Euro im Rahmen der Auktion 19th Century European Paintings zur Versteigerung gelangt. Nach dem Tode des Künstlers war die Mappe ursprünglich im Besitz der Familie geblieben. Während des ersten Weltkrieges erwarb sie Joseph Hupka für seine Sammlung, die 1938/39 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurde.

Die Mappe wurde 2004 vom Museum der Stadt Wien den Erben nach Joseph Hupka restituiert. Die internationale Schaustellungstour mit den Highlights der Auktion macht nun für zwei Tage in Wien Halt und ermöglicht vermutlich ein letztes Mal einen öffentlichen Blick auf dieses frühe bedeutende Meisterwerk Moritz von Schwinds. (kron/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.6.2006)