Wien/Dürnkrut - Die Nordbahn, die seit den Überflutungen der March im niederösterreichischen Dürnkrut im Bezirk Gänserdorf überflutet und zum Teil auch zerstört wurde, ist seit Mittwoch wieder in Betrieb. Züge auf dem Teilstück der Strecke zwischen Gänserndorf und Hohenau, Angern - Drösing, das vom Hochwasser am meisten zerstört wurde, werden bis zur vollkommenen Sanierung nur eingleisig geführt werden. Bis kommenden Dienstag, 6. Juni, fahren nur Fernverkehrszüge, ab dann soll der Nahverkehr wieder fließen. Vor einer Woche konnten bereits Güterzüge die Strecke frequentieren, sagten die ÖBB-Vorstandsdirektoren Wilhelmine Goldmann und Peter Klugar. In der Zwischenzeit werden 16 Züge verstärkt im Morgen- und Abendverkehr fahren. Auf den Schienenersatzverkehr werde man aber vorerst nicht verzichten, sagte Goldmann. Teilweise wichen die Züge auch in die Slowakei aus. Um die Belastung auf den in Mitleidenschaft gezogenen zwölf Kilometern zu senken, wird nur mit einer Geschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde gefahren, üblich sind 120.Sanierung der zBahndämme wird noch Monate dauern

40 Millionen Euro beträgt der bisher berechnete Schaden. Die Sanierung der zerstörten Bahndämme wird noch Monate dauern. 1,5 Meter hoch stand das Wasser am Dürnkruter Bahnhof, das Stellwerk, dass die Zugsignale und anderes koordiniert, wurde vollkommen zerstört. Auch der Eisenbahndamm bei der Sulzbachbrücke wurde weggespült. Die Gleise hingen auf einer Länge von zehn Metern in der Luft. Dass eine derartiges "Jahrhunderthochwasser" bald wieder stattfindet, davon geht die ÖBB nicht aus. Dennoch wird bei der Wiedererrichtung der Anlagen von einer nochmaligen Katastrophe ausgegangen. Das Stellwerk zum Beispiel wird nun 1.5 Meter höher gebaut. Damit man wieder mit der Bahn nach Prag oder Brünn fährt, lockt die ÖBB mit einem "Eröffnungspaket": Statt um 22 Euro kann man zwischen 6. und 8. Juni um zehn Euro nach Brünn fahren. Nach Prag kommt man in diesem Zeitraum um 20 statt um 44 Euro ab Wiener Südbahnhof.

Risikozone

Wer befürchtet, sein Haus oder Grundstück könnte in einer Risikozone für Hochwasser, Erdbeben oder ein sonstiges verheerendes Umweltereignis stehen, kann ab heute, Donnerstag, eine Adressenabfrage im Netz machen. Das Projekt "Hochwasserrisikozonierung Austria", oder kurz "Hora", bietet im Internet eine digitale Gefahrenlandkarte mit dem Hintergrund, "das Risikobewusstsein der Bevölkerung in Hinblick auf die Eigenvorsorge bei Katastrophen zu schärfen."

Entwickelt wurde es von dem Lebensministerium und dem Versicherungsverband Österreich (VVO). Anlass war das Hochwasser vor vier Jahren, das laut VVO einen gesamtwirtschaftlichen Schaden von drei Milliarden Euro verursacht hat. Die Entwicklung des Abfragesystems hat zwei Millionen Euro gekostet und es beinhaltet Information zu Hochwasserrisikoarten, vorausschauende Bewertungsmethoden für Hochwasserrisiken und Zeitpläne dazu. Die Daten zu Erdbebenzonen wurden mit der Zentralanstalt metereologie und Geodynamik erstellt (ZAMG). Je nach Erdbebenzone sollte auch die Bauweise der Häuser mehr oder weniger stabil erfolgen. Jene, die keinen Internetzugang haben, können an öffentlichen Stellen, beispielsweise im Gemeindeamt, der Landesregierung oder bei ihren Versicherungen Informationen zu ihrem Standort erhalten. (mil, DER STANDARD Printausgabe 1.6.2006)