Das Burgenland ist klein, die Dichte ist gering, die Anzahl an Architekturbüros ist bescheiden. Folglich ist auch der gebaute Output quantitativ recht übersichtlich. Umso höher erscheint jedoch die architektonische Qualität im burgenreichen Ländchen. Bereits 2002 und 2004 hat man zu den so genannten "Geheimen Orten" geführt – zu jenen Stellen, die sich einerseits zwar bekannter Bauten rühmen dürfen, die andererseits aber dennoch unbesucht und allein gelassen bleiben. Zumindest außerhalb der Architekturtage.

Vier geheimen Orten soll – in Zusammenarbeit mit dem Architektur Raum Burgenland – zu etwas weit reichenderer Berühmtheit verholfen werden. Darunter fallen beispielsweise die unterschiedlichsten Einfamilienhäuser namens K, M, B oder H – welche Bauherren sich hinter den Initialen versteckt halten, kann in einer Begehung des jeweiligen Domizils ganz ethisch und legal herausgefunden werden. Doch auch öffentliche Gebäude im Norden und Süden locken ihr Publikum an ihr Innerstes heran. Der hölzerne Aussichtsturm in Lockenhaus lässt das Adrenalin ob der etwaigen Höhenangst in ebenso unerwartete Höhen preschen wie den Besucher selbst. Das Kulturzentrum KUGA in Großwarasdorf wiederum entführt auf eine Erkundungsreise durch die zweisprachige Kultur- und Folklorewelt zwischen burgenländisch und kroatisch.

Klangraum

Und – last, but not least offenbart sich das kürzlich fertig gestellte Franz-Liszt-Zentrum in Raiding. Das niederländische Architekturbüro Kempe Thill, das 2004 den Wettbewerb gewonnen hatte, hat harte Arbeit geleistet. Schließlich und endlich ist es gelungen, aus dem fernen Ausland ein regional höchst sensibles Projekt auf die Beine zu stellen. Worauf Kempe Thill besonders stolz sind: "Es wird ein Klangraum erzeugt, der vergleichbar ist mit Sälen, in denen Liszt selbst spielte."

Doch es mag auch Besucher geben, die sind – zumindest dem ersten Anschein nach – mit keiner Spitzenarchitektur und mit keinem Musikvirtuosentum hinter dem Ofen hervorzulocken. Für ebendiese jungen Teilnehmer bietet das Kulturzentrum KUGA den Kinderworkshop "To be an architect" an. Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren machen Architektur. Konkret heißt das, dass das übliche Prozedere mit Bauherren, Baumeistern und Architekten durchexerziert wird. Die schöne Seite des alltäglichen Schlamassels also. Wenn das Ganze glückt, dann haben wir bald wieder eine neue Generation der Wilden und Wissbegierigen. (Wojciech Czaja, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.6.2006)