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Henrik Ibsen - laut Steven F. Sage plagiiert von Adolf Hitler

Foto: Archiv
Oslo - Adolf Hitler soll zahlreiche seiner ideologischen Ansätze aus Werken des norwegischen Schriftstellers Henrik Ibsen (1828-1906) übernommen und sich überdies in seiner Rhetorik von der Sprache Ibsens beeinflussen lassen haben. Zu diesem Ergebnis kommt der US-Forscher und Schriftsteller Steven F. Sage in seinem Buch "Ibsen and Hitler", das vor Kurzem in den USA veröffentlicht wurde. Eine norwegische Ibsen-Forscherin reagierte skeptisch.

Laut Sage war Hitler von Ibsen stärker beeinflusst als etwa von Richard Wagner. Hitler machte aus seiner Verehrung für Wagner kein Hehl, erwähnte jedoch niemals den Einfluss Ibsens auf seine Ideenwelt. Der US-Forscher will in mehrjähriger Forschungsarbeit besonders viele Parallelen zwischen Hitlers überlieferter Gedankenwelt und drei Werken Ibsens gefunden haben: "Kaiser und Galiläer" (1873), "Ein Volksfeind" (1882) und "Baumeister Solness" (1892).

Beispiele

In "Kaiser und Galiäer" entdeckte Sage unter anderem den Ausdruck "Drittes Reich" wieder. Das Stück nennt den römischen Kaiser Julian einen "Verkünder des Dritten Reiches". Eine ganze Passage aus "Ein Volksfeind", in der ein kreuzfahrender Wahrsager den Pöbel mit Hunden gleichsetzt, plagiierte Hitler laut dem US-Forscher in "Mein Kampf" ohne Quellenhinweis wörtlich.

Sage zufolge betrieben einige Hitler nahe stehende Leute in den 20er Jahren einen regelrechten Kult um Ibsen, in dem sie einen Propheten sahen. In "Kaiser und Galiläer" glaubten sie laut dem Buch den Plan für die gewaltsame Machtübernahme eines "Erlösers" von den "schwachen" demokratischen Strukturen und von der jüdisch-christlichen Vorherrschaft zu erkennen.

Ibsen-Expertin: Keine ideologische Nähe

Die norwegische Ibsen-Expertin Vigdis Ystad gab zwar an, das Buch noch nicht gelesen zu haben. Sie wies jedoch jeglichen Verdacht einer ideologischen Nähe zwischen Ibsen und Hitler zurück: "Ibsen befasste sich mit dem Abbau von Normen, mit Umwälzungen der Gesellschaft und deren Konsequenzen für den einfachen Menschen", sagte Ystad gegenüber dem norwegischen Rundfunk NRK. Sie glaube kaum, dass jemand daraus irgendeine faschistische Ideologie ableiten könne. (APA)