Hamburg - Der Bremer Guantanamo-Häftling Murat Kurnaz werde in dem berüchtigten Gefangenenlager auf dem US-Stützpunkt in Kuba "wie ein Tier" gehalten und bei Verhören an den Boden gekettet. Das berichtet sein New Yorker Anwalt Baher Azmy in der am Donnerstag erscheinenden Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit". Azmy ist einer der wenigen Anwälte, die das Lager betreten durften. Kurnaz, so schildert Azmy, lebe dort wie "Robinson Cursoe" und habe keinen Kontakt zu seiner Familie. Er "sitzt in einer winzigen Zelle, wo er außer dem Koran nichts zu lesen bekommt".

Unschuldigkeit in US-Akten vermerkt

"Mit seinem langen Bart und seiner Haarmähne sah er wie ein Schiffbrüchiger aus", so der Anwalt. Kurnaz hätte auch keine Ahnung gehabt, ob "irgendjemand etwas über die Existenz von Guantanamo oder über seine eigene Existenz wusste". Der Bremer Gastarbeitersohn sei "alles andere als ein abgebrühter Terrorist", auch die US-Behörden würden in ihren Akten "nicht weniger als fünfmal" festhalten, dass er unschuldig sei. Kurmaz selbst lehne Terrorismus ab: "Meine Eltern besuchen Einkaufszentren und Flughäfen in Deutschland. Warum sollte ich wollen, dass Terroristen sie umbringen?"

Bart als Symbol der Internierung

Kurnaz habe sich in den letzten Jahren in einen tiefreligiösen Mann verwandelt und sein Aussehen verändert. Azmy: "Ich habe Kurnaz gewarnt, dass dieser Bart die Deutschen erschrecken könnte." Kurnaz habe geantwortet: "Wenn sie so viel Angst haben vor langbärtigen Männern, warum nennen sie dann nicht den Weihnachtsmann einen Terroristen?" Der Bart sei zum Symbol seiner Internierung geworden.

Die Anwälte von Kurnaz hoffen, dass ihr Mandant noch vor dem Deutschland-Besuch von US-Präsident George W. Bush im Juli freigelassen wird. Bundeskanzlerin Angela Merkel intervenierte für seine Freilassung. (APA)