Dili - Nach einem Vierteljahrhundert indonesischer Okkupation versank Osttimor - bis 1975 ein portugiesisches Überseeterritorium - unmittelbar nach dem Votum der Bevölkerungsmehrheit für die Unabhängigkeit in Chaos und Anarchie. Am 30. August 1999 hatten sich 80 Prozent der überwiegend christlichen Osttimoresen in einem von den Vereinten Nationen organisierten Referendum gegen einen indonesischen Autonomieplan und damit für die Eigenstaatlichkeit entschieden. Die Besatzungsmacht richtete daraufhin ein Blutbad an.

Die wichtigsten Daten in Osttimors Geschichte:

  • 1702: Die Osthälfte der größten unter den Kleinen Sunda-Inseln wird portugiesisch.
  • 1769: Der westliche Inselteil wird niederländisch.
  • 1859: Teilungsvertrag (erst 1904 ratifiziert).
  • 1942: Ganz Timor wird von den Japanern besetzt.
  • 1949: Westtimor kommt zu Indonesien.
  • 1952: Osttimor erhält den Status einer portugiesischen Überseeprovinz.
  • 1974: Militärputsch in Lissabon ("Nelken-Revolution") führt zur Entkolonialisierung. Die Befreiungsfront "Fretilin" proklamiert die "Demokratische Republik Osttimor". Indonesische Invasion.
  • 1976: Indonesien annektiert Osttimor ohne völkerrechtliche Wirksamkeit als "27. Provinz."
  • 1984: Der von den Besatzungsbehörden ausgewiesene Bischof Martinho da Costa Lopes klagt Indonesien vor der UNO-Menschenrechtskommission des Völkermordes an. Von den 1974 registrierten 688.771 Einwohnern seiner Diözese Dili waren 259.000 nach der indonesischen Volkszählung 1983 "verschwunden".
  • 1991: Indonesische Besatzungssoldaten richten unter Teilnehmern der Beisetzung eines Unabhängigkeitsaktivisten in Osttimors Hauptstadt Dili ein Blutbad mit mehr als 200 Toten an.
  • 1992: Festnahme des Fretilin-Führers Jose Alexandre ("Xanana") Gusmao. Er wird wegen Subversion zu lebenslanger Haft verurteilt (später Umwandlung in zwanzig Jahre).
  • 1996: Osttimors katholischer Bischof Carlos Filipe Ximenes Belo und der im Exil lebende Fretilin-Koordinator Jose Ramos-Horta werden mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
  • 1998: Der nach schweren Unruhen in Indonesien erzwungene Rücktritt des langjährigen Diktators Suharto ebnet den Weg für eine politische Regelung.
  • 1999: Indonesien und Portugal einigen sich unter UNO-Vermittlung auf ein Selbstbestimmungs-Referendum,
  • 30. August 1999: Volksabstimmung.
    - September: Vom indonesischen Militär gesteuerte Milizen überziehen Osttimor mit einer Welle der Gewalt. Hunderttausende fliehen bzw. werden von der Besatzungsmacht nach Westtimor vertrieben oder verschleppt. Der UNO-Sicherheitsrat beschließt die Entsendung einer multinationalen Truppe und die Einsetzung einer Übergangsverwaltung bis zur Verwirklichung der Unabhängigkeit.
  • 2000: Ein UNO-Dokument stellt fest, dass Indonesiens Armee unter ihrem früheren Chef General Wiranto für systematische Gräueltaten in Osttimor verantwortlich war.
  • 2001: Freie Parlamentswahlen: Fretilin bekommt 57,3 Prozent der Stimmen.
  • 2002: Eine demokratische Verfassung wird verabschiedet. 20. Mai: Offizielle Entlassung in die Unabhängigkeit. Xanana Gusmao zum Staatspräsidenten gewählt. (APA/AFP)