Bild nicht mehr verfügbar.

Gläubige säumen in Warschau den Weg entlang der Route des "Papamobils".

Foto: Reuters
Als das weiße Papamobil am Freitag früh auf den Warschauer Pilsudski-Platz einbog, goss es in Strömen. Die meisten Gläubigen harrten schon seit Stunden aus. Manchen waren mit Klappstühlen, Regencape und Thermoskanne schon um drei Uhr früh gekommen, um sich den besten Platz für die erste große Freiluft-Messe Papst Benedikt XVI. in Polen zu sichern. Die Hochrufe klangen etwas matt und auch das Fähnchenschwenken ließen die meisten schnell wieder sein. Fröstelnd drängten sie sich unter Regenschirmen zusammen.

Die ersten Worte des Deutschen in polnischer Sprache wurden mit lautem Klatschen honoriert. Dass Benedikt XVI. an die historischen Predigtworte seines Vorgängers Johannes Paul II. von 1979 anknüpfte, steigerte die Aufmerksamkeit. "Fürchtet Euch nicht! Möge der Heilige Geist herabkommen und das Antlitz dieser Erde verändern", hatte JP II damals gesagt. "Und es ist geschehen", fügte Benedikt XVI. an. Die Welt habe sich seither stark verändert. Die Polen hätten die Freiheit und ihre Würde zurückerhalten. So wie nach ihnen viele andere unterdrückte Nationen. Dies sei ein Grund zur Freude und zur Dankbarkeit.

Stark im Glauben

Im Gedenken an Johannes Paul II. sollten die Polen zu den Wurzeln zurückkehren: "Bleibt stark im Glauben!". In der St.-Johannes-Kathedrale hatte er tags zuvor ein Schlüsselproblem der katholischen Kirche Polens angesprochen: egal ob es um Stasi-Verstrickungen oder andere Verfehlungen von Priestern gehe - die Wahrheit müsse ans Licht. Doch jene, die gefehlt hätten, sollen nicht ausgestoßen werden, sondern auf Barmherzigkeit hoffen dürfen. Auch auf dem Pilsudski-Platz fielen klare Worte: gegen moralischen Relativismus und subjektiv-selektive Bibelinterpretationen. Viele empfanden dies als Warnung vor dem Dan-Brown-Buch und -Film "The Da Vinci Code".

"Echt deutsch", lachte ein Gottesdienstbesucher, als endlich die Sonne wieder rauskam. "Diese Prinzipienreiterei. Aber - überlegen kann man es sich ja einmal. Und ein bisschen Recht hat er sicher auch." (DER STANDARD, Printausgabe 27./28.5.2006)