Wien - Am Freitag und Samstag treffen sich AUA-Führung samt Betriebsräte - im geschichtsträchtigen Mayerling - zu ihrer ersten Klausur unter AUA-Chef Alfred Ötsch. Dieser hatte in einem STANDARD-Interview am Mittwoch mit einer Ankündigung für Aufsehen gesorgt: Um die AUA wieder auf Gewinnkurs zu bringen, wolle er ein ergebnisabhängiges Einkommenssystem mit fixen und variablen Gehaltsbestandteilen (siehe "Nachlese").

Kritik an Erfolgsprämien

Betriebsratschef Alfred Junghans zeigte sich am Freitag zum STANDARD abwartend bis skeptisch: Er sei durchaus bereit, über Ötschs Vorschlag nachzudenken, wenn man es bei den Mitarbeitern so mache wie beim Vorstand: Von 2002 bis 2005 wurde allein das Fixgehalt des Vorstandes um 40 Prozent erhöht. Das "ist mehr als die Altvorstände Bammer und Rehulka in Summe je gehabt haben". Darüber hinaus bekam der Vorstand 2005 noch 400.000 bis 500.000 Euro an Erfolgsprämien ausgezahlt. Und das bei einem operativen Verlust von 100 Millionen Euro. "Unter solchen Voraussetzungen kann man mit mir über variable Gehaltsbestandteile reden", lautete Junghans' sarkastische Ansage.

Auch Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger kritisiert, dass bei solchen Ergebnissen eine Erfolgsprämie ausgezahlt worden ist. "Mir ist das ein Rätsel", sagte er.

Für Junghans kommt erschwerend dazu, dass Finanzvorstand Thomas Kleibl auf der Hauptversammlung die Höhe der im Geschäftsbericht ausgewiesenen Verschuldungsquote nach oben revidieren musste, weil er sich um 30,5 Mio. Euro geirrt habe. "Wenn sich bei uns ein Techniker bei einem Ersatzteil irrt, gibt es ein Problem", so der Betriebsrat.

Gesamtpaket

Rasinger fordert nun, dass der Vorstand in Sachen Gehalt mit gutem Beispiel vorangeht, "sonst ist nichts umsetzbar". Dazu zeigt sich Ötsch grundsätzlich bereit. "Signale setze ich freiwillig und zum richtigen Zeitpunkt", sagt der AUA-Chef zum STANDARD. "Bei einem möglichen Gesamtpaket wird sich auch der Vorstand nicht ausnehmen. Der Vorstand wird bei sich die gleichen Maßstäbe anlegen wie bei dem Mitarbeitern. Bloß unter Druck, nur weil es ein Aktionär fordert, wäre das ein falsches Signal." Es dürfe nicht aussehen, dass der Vorstand beim ersten Gegenwind in die Knie geht, so Ötsch.

Für Rasinger steht fest, dass die AUA auf der Kostenseite etwas unternehmen muss. "Die AUA steht mit dem Rücken zur Wand. Wenn man Bilanzen lesen kann, dann muss man sehr besorgt sein." Er könne sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es Ötsch nur um Zeitgewinn bis nach der Nationalratswahl gehe, weil davor eine Verkaufsdebatte nicht gut ankomme. Ötsch-Vorgänger Vagn Sörensen habe viel zu spät reagiert und die vergangenen beiden Jahre nichts mehr gemacht.

Rasinger: Banken sollen entgegenkommen

Rasinger verlangt von den Banken, die bisher an den Zinsen gut verdient hätten, einen 15- bis 20-prozentigen Forderungsnachlass. Das sei üblich, denn wenn ein neuer Investor kommt, stelle dieser auch Bedingungen. Andernfalls frage er sich, warum die Kleinaktionäre bei der angekündigten Kapitalerhöhung junge Aktien kaufen sollten. Rasinger: "Wir sind ja bereit zu investieren, aber wir dürfen nicht das Gefühl haben, die Idioten der Republik zu werden."

Diskutiert wird bei der Klausur auch darüber, ob der Name Lauda Air bleibt. Ötsch: "Sollte sich herausstellen, dass er nach wie vor ein Asset ist, ändere ich nichts." (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27./28.5.2006)