Er hat sich, als Lehrer, sein Freijahr genommen und will eigentlich an seinem Buch über Pompeji und an einem Exposé für einen MozartFilm arbeiten. Jedoch kommt er kaum dazu. Zu viel ist in dem Haus zu tun, ist in der Umgebung zu erkunden. Und da sind auch die Einheimischen, die Nachbarn, die Menschen aus der Umgebung, die ihm, dem Ortsunkundigen, helfen, sich zurechtzufinden, und zu denen er mehr und mehr Beziehung aufbaut. Es ist ein, wenn auch beschwerliches, sehr alltägliches Leben, das Walter Kappacher schildert. Peter Handke charakterisiert dessen Stil "als eine Expedition des Schreibens, wie man sie sich abenteuerlicher nicht wünschen kann".
Die Empfindung von Abenteuerlichkeit stellt sich jedoch beim Lesen kaum ein. Stefan erinnert ein wenig an den gestrandeten – und geretteten – Robinson Crusoe, der sich seine Umgebung inventarisiert. So auch der Schreibstil: bildhaft beschreibend, in der Beschreibung insistierend und so penibel, dass es manchmal schon kleinlich erscheint. Die Gestalten sind sehr prägnant gezeichnet, allerdings meist über die Dialoge und die Beschreibung der Handlungen, selten werden sie so beschrieben, wie Kappacher Landschaft beschreibt. Physiognomien fehlen fast vollständig. Das hat aber auch seinen Reiz, weil der Roman aus der Perspektive des Protagonisten erzählt ist und ihn dieses Nicht- Wahrnehmen auch charakterisiert. Stefan ist um Bildung bemüht, er liest nicht nur auf Italienisch, Englisch und Latein, er besucht auch die Kirchen und Museen der Umgebung. Doch bleiben diese Versuche der Verfeinerung an ihm nicht recht haften. Es ist wie mit dem Wein, den er so sehr schätzt: Außer gut, schlecht oder ausgezeichnet finden sich kaum Worte dafür. Es bleibt, trotz großer Bemühungen, etwas gut und schön zu machen, ein Eindruck von Lieblosigkeit in seinen Beziehungen zur Welt, und wo Nähe gefordert ist, sei es auch nur von einem kleinen, verunsicherten Kätzchen, wirkt er hilflos. Seine Bewunderung, etwa für Natur, ist die Bewunderung eines Ausgeschlossenen, der nur von Ferne bewundern kann, woran er, ausgenommen als Betrachter, keinen Anteil hat.
Bleibt also die Frage, ob dieses "andere Leben" nicht das Leben des Heinrich Seiffert ist, der Petrarca liebt, im Besonderen dessen Briefe, dessen Haus sonnig und "frisch renoviert" ist und der bei einem Besuch in Mora "den philosophischen Blick" rühmt, den man von der Terrasse aus hat, aber gleichzeitig die Bequemlichkeit seines eigenen Domizils vermisst. Wenn es so ist, dann ist es sein ungelebtes Leben, das Stefan sich bewohnbar zu machen und indem er sich einzurichten versucht. So etwa, wenn er sich aufschreibt, welche Bücher er lesen will, um mit Seiffert darüber zu sprechen. Dann wäre auch Stefans Todeserlebnis, etwa zu der Zeit als Seiffert stirbt, nicht zufällig.