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Helsinki/St. Louis - "Die Richtung der Zinsen ist aufwärts", sagte der Präsident der finnischen Nationalbank in einem am Freitag veröffentlichten Interview der finnischen Wochenzeitung "Soumen Kuvalehti". Die EZB treffe ihre Zinsentscheidungen jedoch jeweils auf Basis der aktuellen Daten. EZB-Vizepräsident Lucas Papademos sagte am späten Donnerstagabend in St. Louis, der globale Inflationsdruck könne in nächster Zeit zunehmen, da die Weltwirtschaft weiter kräftig wachse.

An den Finanzmärkten wird fest damit gerechnet, dass der EZB-Rat bei seiner nächsten Zinssitzung am 8. Juni im Madrid den Schlüsselzins von zurzeit 2,5 Prozent um mindestens 25 Basispunkte anhebt. Die Zentralbank hat bereits im Dezember und März den Schlüsselzins für die Bankenrefinanzierung angehoben, um den Preisanstieg zu dämpfen.

Papademos ging in seiner Rede nicht auf die aktuelle Geldpolitik der EZB ein. Grundsätzlich warnte er davor, nach Jahren verhältnismäßig niedrigen Preisanstiegs zu glauben, die Inflation sei ein für alle Mal überwunden. Die Globalisierung habe zwar geholfen, die Inflation zu dämpfen, sagte Papademos. "Wir können uns nicht darauf verlassen, dass sie die Inflation unter Kontrolle hält unabhängig von globalen zyklischen Phasen und monetären Bedingungen."

Geldpolitik schwieriger

In der globalisierten Wirtschaft sei die Geldpolitik für Zentralbanken schwieriger geworden. Denn einerseits dämpfe das massenhafte Angebot an qualifizierten billigen Arbeitskräften die Löhne in den Industrieländern, andererseits treibe zusätzliche Nachfrage die Preise für Energie und Rohstoffe nach oben. Traditionelle Messmethoden für die Kerninflation, bei der schwankungsanfällige Energiepreise etwa heraus gerechnet werden und die Aufschluss über den binnenwirtschaftlichen Preisdruck gibt, seien schwieriger anzuwenden. Auch die Produktionslücke - also die Abweichung des tatsächlichen vom maximal möglichen inflationsfreien Wachstum - sei mit größerer Unsicherheit behaftet als früher. "Die Preisstabilität zu wahren in einer sich rasch entwickelnden globalisierten Wirtschaft, die die Inflationsdynamik auf verschiedene Art beeinflussen könnte, ist unverzichtbar und herausfordernd." Das Verankern der Inflationserwartungen auf preisstabilem Niveau in einem Land bleibe auch in einer globalisierten Wirtschaft wichtig.

Unbehagen

Indirekt gab Papademos Unbehagen über den erneuten Anstieg des Euro zum Dollar zu erkennen. Die weltweiten wirtschaftlichen Ungleichgewichte - also das hohe Defizit im US-Außenhandel mit den asiatischen Ländern - könnten nur begrenzt durch Wechselkursveränderungen behoben werden. Wegen struktureller Veränderungen hätten die Wechselkurse nur noch geringfügigen Einfluss auf die Leistungsbilanzen. Der Euro kostet mit 1,28 Dollar derzeit 8,5 Prozent mehr als zu Jahresbeginn. Eine stärkere Aufwertung könnte die Importpreise dämpfen und die Konjunktur bremsen, die EZB müsste dann die Zinsen weniger stark erhöhen als bei stabilem Wechselkurs.

Auch Liikanen vermied einen direkten Kommentar zum Euro-Anstieg. Der Wechselkurs sei ein Faktor, der die Preisstabilität beeinflusse, und den die EZB berücksichtige, bekräftigte er eine Binsenweisheit der Geldpolitik. (APA)