Der Sport wirke ganzheitlich, sagen sie, er bilde Geist, Seele und Körper des Menschen. Das lässt sich an der Sportunion-Präsidentin evaluieren. Als Fünfkampf-Weltrekordlerin und Vizeolympiasiegerin (1968) hat Liese Prokop die volle Wucht des sportlich-ethischen Curriculums abbekommen. Sie "stellt den Menschen in den Mittelpunkt", vertritt "partnerschaftliches Verhalten, fachliche Kompetenz" und eine "positive Lebenseinstellung", wie die Homepage der Sportuinion, des zweitgrößten Sportverbandes Österreichs, verkündet.

Was ist also passiert? Prokop vertritt ein teils menschenverachtendes Asylgesetz, sie diskriminiert in Österreich lebende Muslime, sie fischt aus parteipolitischem Kalkül um Stimmen aus dem ziemlich dunklen Dreieck Strache-Martin-Westenthaler.

Wirkte Ehemann Gunnar Prokop, ein rescher Handballmanager, kontra-ethisch? Handball-Prokop dekretierte in einem Falter- Interview: "Die Frauen gehören in die Kuchl, sollen die Kinder erziehen und aus. "Natürlich falsch, auch wenn dem Minister-Prokop-Tun damit eine gewisse Kontrolle sicher wäre.

Haben Liese Prokops berufliche Lehrjahre am Hof des kleinen Sonnengottes Erwin Pröll alle aus dem Sport gelernten Werte vernichtet? Unglaubwürdig. Dann wäre die Parteilinie des Gotteskämpfers Andreas Khol eine Kontraindikation zu Ethik und Menschlichkeit.

Oder kann es sein, dass Prokops Politik noch rücksichtsloser, kälter und berechnender wäre, hätte das Sporteln sie nicht jahrzehntelang im Respektieren des Du geübt? Kann sein. Kann aber auch sein, dass das bloß die utopische Hoffnung ist, in die sich die Verzweiflung hüllt, wenn sie sich geniert. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 26. Mai 2006, Johann Skocek)