Groß-Weinbauregion Podravje

Foto: Tourismusinfo Slowenien
Vom 10. bis 12. Juni findet in der Hofburg in Wien wieder die Vie Vinum statt, jenes alle zwei Jahre stattfindende Event, das den österreichischen Wein in den Mittelpunkt stellt. Rund ein Viertel der Präsentationsflächen sind für ausländische Aussteller reserviert. Im Juni werden die portugiesischen Regionen Douro und Alentejo sowie eine Gruppe von 20 Winzern aus Slowenien in der Wiener Hofburg einen Querschnitt ihrer besten Weine vorstellen.

Slowenien hat in den Jahren seit der Selbständigkeit aufgezeigt, dass es als Weinland absolut ernst zu nehmen ist. Die drei Groß-Weinbauregionen heißen Podravje, das an die südliche Steiermark grenzt und zwischen Drau und Mur in den Osten des Landes verläuft. Im Südosten entlang der Save zur kroatischen Grenze schließt Posavje an, und im äußersten Westen des Landes bildet die Karsthügellandschaft der Region Primorska die "logische" Fortsetzung des italienischen Collio. Slowenien ist vor allem ein Weißweinland mit vertrautene Rebsorten: Laski Rizling heißt der Welschriesling, der sehr verbreitet ist, ebenso die Rebsorten der Burgunderfamilie wie Beli (weiß), Sivi (grau) und Modri (blau) Pinot (respektive Burgunder) oder auch Traminec (Traminer) und Renski Rizling (Rheinriesling). Eine Rebsorte mit langer, lokaler Tradition in der Region Jeruzalem, ist Sipon, den man im ungarischen Tokaj als Furmint kennt.

Aus Refosk, vielleicht bekannter unter seinem italienischen Namen Refosco, wird der farbintensive, kantig-würzige Teran erzeugt, der bei gutem Handling mittelkräftige, durchaus süffige Rotweine ergibt. Auch Merlot und Cabernet erfreuen sich steigender Beliebtheit, wenn sie auch nur an ausgewählten Standorten wirklich spannende Ergebnisse bringen. Verbindungen zu Österreich gibt es nicht nur über den umtriebigsten aller Erherzöge, Johann, der bei Marburg Land besaß, sondern auch über aktuelle Besitzerstrukturen. Das Weingut Dveri Pax, das von Erich Krutzler geführt wird, gehört zum Benediktinerstift Admont. MiroVino in Kog in der Gegend von Jeruzalem ist eine Kooperation zwischen den Brüdern Polz und dem Winzer Miro Munda. In Wien wird auch das biodynamisch arbeitende Weingut Movia vertreten sein, außerdem Krainz, Valdhuber oder das Weingut Kogl von Franci Cvetko.

Portwein, dessen Gärung mit Brandy gestoppt wird, Vinho Verde und Mateus Rosé sind wahrscheinlich immer noch die ersten Getränke, die in den Sinn kommen, wenn von Portugal und Wein die Rede ist. Aber im Land der "Aufgespriteten" entstehen auch beachtenswerte "stille" Rotweine mit sehr eigenständigem Charakter, da man sich allen Versuchen mit internationalen Rebsorten zum Trotz immer noch hauptsächlich auf autochthone Sorten verlässt. Im von Schieferböden dominierten Douro-Tal, in Nordportugal von West nach Ost verlaufend, sind dies vor allem Touriga Nacional, Touriga Francesa, Tinta Barroca und Tinta Roríz (Synonym für die wichtigste spanische Rebsorte Tempranillo), die auch zusammen mit noch etwa zehn anderen heimischen Sorten die Basis für Portwein bilden. Viele der alteingesessenen Portwein-Familien begannen auf ihren Quintas (Weingütern) im Douro-Tal nach einer Gesetzesänderung auch immer öfter hochwertige Rotweine zu erzeugen. Einige Produzenten gingen aber auch den umgekehrten Weg.

Im Alentejo etwa 300 Kilometer weiter südlich, etwa zwei Autostunden "hinter" Lissabon gelegen, dominieren Trincadeira, Aragonez (wie Tempranillo / Tinta Roríz in dieser Region heißt) Alfrocheiro oder Alicante Bousquet. Trotz der extremen Hitze - Temperaturen über 40 ° C sind hier im Sommer keine Seltenheit - machen die deutlichen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht auch die Herstellung aromatischer Weißweine möglich, die aus den Rebsorten Antao Vaz, Arinto oder Roupeiro gemacht werden.

Das Alentejo dagegen war eine bäuerliche Gegend, der während der Salazar-Diktatur die Rolle der Kornkammer, zugedacht war. An ernsthaften Qualitäts-Weinbau begann man hier erst in den 90er-Jahren zu denken. Dafür haben sich die Rebflächen innerhalb der vergangenen sieben, acht Jahre von 13.500 Hektar auf 22.000 fast verdoppelt, und die Region wurde Ziel einiger finanzkräftiger Investoren, die hier ihr anderweitig verdientes Geld in Weingüter investierten.

Die Gruppe der Douro Boys - Dirk van der Niepoort, die Familien Roquette (Quinta do Crasto) und Olazabal, sowie Christiano van Zeller - sind die bekanntesten Repräsentanten der Rotwein-Entwicklungen am Douro. Dazu kommen weitere bekannte Namen wie Alvaro Castro, Colheita de Ideias oder Wine & Soul.

Die Region Alentejo wird unter anderem von Herdade do Perdigao, Esporao, Herdade de Malhadinha Nova und Júlio Bastos vertreten, der bis 2001 die portugiesische Hälfte des Rothschild-Projekts "Quinta do Carmo" war und jetzt unter der Bezeichnung Quinta Dona Maria selbst Wein produziert. (DER STANDARD, rondo/26/05/2006)