Wien - Die österreichische Volksbanken-Gruppe (ÖVAG) bündelt ihr Immobiliengeschäft unter dem Dach der im Vorjahr übernommenen Investkredit, die gemeinsam mit ihrer Tochter Europolis und der Immoconsult Leasing der ÖVAG ein "Kompetenzzentrum für gewerbliche Immobilien" sein soll. "Wir positionieren uns im Bereich Immobilien und betrachten das künftig als eines der Kernsegmente der gesamten Gruppe", sagte Investkredit-Vorstand Klaus Gugglberger am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien.

Das Leistungsspektrum reicht von der Finanzierung über eigenständige Development-Aktivitäten, Eigeninvestition und Asset Management bis zur Beratungs- und Maklertätigkeit.

Kernmarkt Zentral- und Osteuropa

"Wir sehen unseren Kernmarkt in Zentral- und Osteuropa", steckte Europolis-Geschäftsführer Julius Gaugusch das Operationsgebiet der neuen Bank für Immobilien der Volksbanken-Gruppe ab. Mit Geschäftsstellen der Investkredit in sechs Ländern, lokalen Volksbanken in neun und Tochtergesellschaften der Immoconsult und Europolis in sieben bzw. fünf Ländern seien die Wachstumsmärkte im Osten vollständig abgedeckt, heißt es.

Neben den bestehenden Märkten Österreich, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Kroatien und Rumänien will man sich künftig auch auf die Zielmärkte Bosnien-Herzegowina, Serbien und Montenegro, Bulgarien und Mazedonien, vor allem aber auch auf die großen Märkte Russland und Ukraine konzentrieren. "Wenn man im Bereich Immobilien wachsen will, kommt man an den Märkten Russland und Ukraine nicht vorbei", so Gugglberger. "Ich muss aber sagen, dass ich einen Heidenrespekt davor habe", räumt er ein. "Wir sind dort ein first mover - das ist grundsätzlich etwas Positives, aber es gibt dort auch eine steile Lernkurve, und das kann manchmal auch etwas kosten."

Global betrachtet seien die Immobilienmärkte in Ost- und Südosteuropa eine kleine Nische, sagte Gugglberger. In Südostasien würden sich viel größere Investitionsvolumina unterbringen: "Ein Haus in Shanghai oder Singapur entspricht etwa dem Gesamtvolumen von Prag."

Renditen in Tschechien und Ungarn auf West-Niveau gefallen

Dennoch seien die Wachstumsmärkte in Osteuropa sehr interessant. In Rumänien wäre es etwa "überhaupt kein Problem, dort Verkaufstransaktionen zu machen, es wurde aber noch nicht der Bestand aufgebaut", erklärte Gugglberger. Ähnliches gelte auch für Russland und die Ukraine. "Die Europolis kann dort kaum noch Fertiges erweben", es gehe mehr um die Begleitung von Developments als um die Finanzierung von Bestand. In Tschechien und Ungarn seien die Rendite-Niveaus über die Jahre auf etwa 6 bis 6,5 Prozent und damit auf Westniveau gefallen. "Jeder darf sich glücklich schätzen, der dort Immobilienbestand hat", so Gugglberger. In Rumänien werde sich dieser Prozess viel rascher vollziehen.

Auf der Expansionslandkarte weiß bleiben wird die Türkei. Das habe zum Teil den Hintergrund, dass die Türkei kein Zielland der EBRD sei, erklärte Gugglberger. Zudem sei die Wirtschaft der Türkei "von wenigen großen Familienunternehmen getrieben, neben denen man schwer bestehen kann. Sie brauchen uns nicht, da ist genügend Kapital vorhanden."

Vier Milliarden Euro Volumen

Das neue gemeinsame Immobilien-Segment der ÖVAG betreut mit rund 150 Mitarbeitern ein Geschäftsvolumen von 4 Mrd. Euro. 2005 wurde in dem Segment ein Überschuss vor Steuern in Höhe von rund 80 Mio. Euro erzielt. Die Immobilien-Portfolios der Europolis umfassen derzeit 23 Immobilien in Österreich, Tschechien, Ungarn, Polen, Kroatien und Rumänien. Ihr Gesamtwert - inklusive vertraglich fixiertes Investitionsvolumen - beläuft sich auf rund 1,3 Mrd. Euro. Dieses Volumen soll bis 2007 auf mehr als 2 Mrd. Euro anwachsen. 61 Prozent der Immobilien sind Büros, 28 Prozent Logistikparks und 11 Prozent Einkaufszentren. "Wir wollen mit Wohnbau nichts zu tun haben und haben auch keine Hotel-Investments", so Europolis-Chef Gaugusch.

Ihren ersten gemeinsamen Auftritt werden Investkredit, Immoconsult und Europolis auf der Gewerbeimmobilien-Messe "Real Vienna" haben, die vom 31. Mai bis 2. Juni 2006 abgehalten wird und ihren Schwerpunkt auf Ost- und Mitteleuropa hat. (APA)