Innsbruck - "Sehr erleichtert" über die geplatzte OMV-Verbund-Fusion hat sich der Vorstandsvorsitzende der landeseigenen Tiroler Wasserkraft AG, Bruno Wallnöfer, am Mittwoch gezeigt. "Die Landeshauptleute haben den historischen Verdienst, den Ausverkauf der österreichischen Wasserwirtschaft verhindert zu haben", sagte er zur APA. Eine "große Gefahr" sei abgewendet worden.

"Das ist zugleich eine neue Chance, miteinander eine wettbewerbsfähige, starke und wirklich rot-weiß-rote Wasserkraftwirtschaft zu organisieren", meinte Wallnöfer. Er schätzte, dass die grundsatzpolitische Diskussion in irgend einer Form weitergehen werde. "Ich hoffe aber, dass sich an der Position der Länder und der Landeselektrizitäts-Gesellschaften nichts ändern wird".

Der Tiwag-Chef trat für eine "rot-weiß-rote Wasserkraftwirtschaft im gemeinsamen Einfluss der Republik und der Länder" ein. Die Tiroler Wasserkraft AG ist zu 7,2 Prozent am Verbund beteiligt.

BZÖ-Lob für Landeshauptleute

Lob für die Haltung der Landeshauptleute im Zusammenhang mit dem Scheitern der Energie-Ehe OMV-Verbund kommt von BZÖ-Bündnissprecher Uwe Scheuch. Er sei froh, dass hier die Landeschefs über die Parteigrenzen hinweg eine gemeinsame Position vertreten hätten. Der Stopp der Fusion sei richtig, weil die Diskussion über die Wasserkraft zeige, dass jetzt in einem Wahljahr nicht der richtige Zeitpunkt für einen Zusammenschluss sei.

Angeprangert wurde von Scheuch in einer Pressekonferenz Mittwochvormittag, dass die Industrie die Fusion schlecht vorbereitet habe. Ein solches Projekt müsse in einem funktionierenden Föderalismus mit den Ländern abgeklärt werden. Dass Wirtschaftsminister Martin Bartenstein und Finanzminister Karl-Heinz Grasser nun "zurückrudern müssen", stört den Bündnissprecher nicht. Dies sei nur der Beleg dafür, dass Dinge nicht funktionierten, wenn man sie mit dem Koalitionspartner nicht akkordiere.

ÖIAG-Mitterbauer bedauert Scheitern

Mit "großem Bedauern" hat ÖIAG-Aufsichtsratschef Peter Mitterbauer am Mittwoch die Absage der Fusion zwischen OMV und Verbund quittiert : Mit der Transaktion sei "eine große Chance für beide Unternehmen und deren Wachstumschancen im europäischen Energiesektor" vertan, heißt es in einer ÖIAG-Aussendung am Mittwoch.

Mitterbauer warnte in der Aussendung "vor einer Rückkehr zur Verstaatlichung von Unternehmen", die im Zusammenhang mit der Transaktion seitens der Länder gefordert worden sei. "Die geforderte Reverstaatlichung wäre ein negatives Signal an die internationalen Finanzmärkte, wodurch das hohe Vertrauen der Anleger in die Unternehmungen aber auch in die österreichische Wirtschaftspolitik eine langfristige Schwächung erfahren würde.

Grüne: Fusion an innerparteilichem Zwist gescheitert

Für den Bundessprecher der Grünen, Alexander Van der Bellen, liegen die Gründe für das Scheitern der OMV Verbund-Fusion klar auf der Hand. Es sei unter anderem am innerparteilichen Zwist sowohl in der ÖVP als auch in der SPÖ gelegen, erklärte er in einer Aussendung am Mittwoch. BZÖ-Chef Peter Westenthaler kritisierte den Koalitionspartner und bezeichnete die gescheiterte Fusion als "kein Glanzlicht der ÖVP".

Drei Gründe führten laut Van der Bellen zum Scheitern der Fusion. Vorläufig gescheitert sei die Fusion erstens wegen des innerparteilichen Zwists in der ÖVP: "Bundesspitze dafür, Länder dagegen". Nach dem gleichem Schema sei es auch innerhalb der SPÖ verlaufen - der zweite Grund. Und Drittens kritisiert der Grünen-Chef, es sei "den Sprechern der beiden Unternehmen nicht gelungen, der Öffentlichkeit die Vorteile des Zusammenschlusses hinreichend zu erläutern" und nannte als Beleg dafür die Entwicklung der Aktienkurse in den vergangenen Wochen.

Freude bei Westenthaler

Westenthaler freute sich, dass die heimische Wasserkraft nun vor einem möglichen Ausverkauf geschützt sei. Wenig erfreut, zeigte er sich von der "hoch gerühmten Wirtschaftskompetenz der ÖVP", denn die gescheiterte Fusion sei "kein Glanzlicht". "Über die von Landeshauptmann Haider aufgedeckte Informationspolitik der ÖVP gegenüber dem Koalitionspartner wird noch gesondert zu reden sein", kündigte er an. Irritierend sei auch die Tatsache, dass SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer im November des Vorjahres von der Fusion informiert worden sei, während man mit dem BZÖ erst Anfang Mai darüber gesprochen habe. (APA)