Es war gestern. Da hat sich mein ehemaliger Schulkollege dann dafür bedankt, dass ich ihn nicht mit seinem Vornamen in meinem Handy eingespeichert habe, sondern unter K., seinem Nachnamen. Weil es, sagte K., echt die Hölle sei, einen Vornamen zu haben, der mit A anfängt.
Ich hatte K. zufällig wieder getroffen. Auf einer dieser unnötigen, langweiligen Semi-VIP-Herumstehereien, die mittlerweile nicht einmal mehr in den TV-Zusammenschnitten auf Eineminutedreissig weniger seltsam und öde wirken, als sie in Wirklichkeit meist sind. Aber K. und ich waren dienstlich dort. Das ist immer eine gute Ausrede.
Wir hatten einander länger nicht getroffen. Obwohl: gesehen haben wir uns schon. Ich ihn zumindest: K. schickte nämlich im Fernsehen früher die Menschen in die Gelddusche. Und wird das demnächst wohl auch wieder tun. Aber als wir noch in die Schule gingen, hätten wir beide eher erwartet, dass wir echte Berufe ergreifen würden. Sowohl jeder selbst als auch der jeweils andere.
K. jedenfalls gab mir seine Nummer – und bedankte sich dafür, nachnamentlich gespeichert zu werden. Dann verfluchte er seine Eltern. Ein bisserl halt. Obwohl die ja eigentlich nix dafür könnten. Schließlich habe es zu unserer Geburtszeit ja noch keine Handys gegeben, sondern höchstens seltsame Papiertelefonnummernordner, die mit einem Knopfdruck Buchstabenladenweise unter den Festnetztelefonen (Viertelanschluss mit Wahlscheibe!) hervorfuhren.
Aber wer heute seinem Kind einen Vornamen gäbe, der mit A begänne, erklärte K., müsse eigentlich mit Stockschlägen bestraf werden: Wenn er für jeden idiotischen Anruf von irgendwelchen Halb- bis Garnicht-Bekanntschaften, der ihn mitten in der Nacht aufschrecke, 10 Cent bekäme, wäre das mittlerweile ein nettes Taschengeld, klagte K. Und wenn er dann für die Gehgeräusche, Straßenlärm, Kleiderrascheln oder beiläufigen Plappereien am Telefon vorbei Minutengeld verrechnen dürfe, wäre das fast schon ein echter Einkommensbestandteil.
Als erster in einem Handytelefonnummernverzeichnis zu stehen, jammerte K., sei manchmal einfach mühsam. Weil da versehntliches Hosen- und Handtaschenhandyknopfgedrücke immer wieder ihn und natürlich auch die anderen Listenersten auf anderen Handys – in den Wahnsinn zu treiben drohe. Und er überlege allen Ernstes, ein standardisiertes SMS zu entwerfen, das er den versehentlichen Anrufern dann schicken könnte. Allerdings sei er sich noch nicht ganz klar darüber, ob er da eher auf Beschimpfungen und Beleidigungen oder doch auf Service („Was sie schon immer über die Tastatursperre wissen wollten, aber nie zu fragen wagten“) setzen solle.