Die deutsche Werbebranche erwartet trotz eines ausbleibenden WM-Effekts in diesem Jahr einen deutlichen Aufschwung. Die Investitionen in Werbung würden im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf mehr als 30 Mrd. Euro anziehen, teilte der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) am Dienstag mit.

Dämpfer

Der nächste Dämpfer sei aber schon in Sicht. "2007 wird die Wachstumsrate im Werbegeschäft durch das schwierige ökonomische Umfeld bei 0 bis 1 Prozent zwischen Stagnation und lascher Konjunktur landen", sagte Verbandspräsident Hans-Henning Wiegmann in Berlin.

Gut zweieinhalb Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft räumte die Werbewirtschaft mit dem Mythos auf, das Großereignis sei für die Branche ein Wachstumsmotor. "Wir haben keine Werbesekunde mehr und keine Zeitschrift ist dicker geworden." Abschreckend ausgewirkt habe sich das knallharte Vorgehen des Weltfußballverbands FIFA beim Schutz der Markenrechte.

Auftragsboom im Herbst erwartet

Die Werbeagenturen rechnen aber im Herbst mit einem Auftragsboom. Dann schalteten Handel und Hersteller mehr Anzeigen und TV-Spots, weil die Bürger wegen der ab Jänner 2007 höheren Mehrwertsteuer größere Anschaffungen vorzögen.

Wiegmann rief die Wirtschaft auf, mehr in Werbung zu investieren. Der Anteil der Werbeausgaben am Bruttoinlandsprodukt sei mit 1,32 Prozent so schwach wie im Jahr 1959. "Werbung kann keine Konjunktur machen, aber ihren Auftrieb verstärken oder rezessive Phasen abmildern helfen", sagte Wiegmann. Falsch sei das Bild vom konsummüden Bürger. Gerade in der Unterhaltungselektronik werde nicht weniger gekauft, sondern der rasante Preisverfall bringe den Handel in die Bredouille.

Die Tageszeitungen konnten 2005 ihre Position als wichtigster Werbeträger behaupten. Jedoch schrumpften die Netto-Einnahmen um 1,9 Prozent auf 4,42 Mrd. Euro. Die Fernsehsender verbuchten ein Plus von 1,8 Prozent auf 3,93 Mrd. Euro, die Anzeigenblätter steigerten ihre Einnahmen um 3,4 Prozent auf 1,84 Mrd. Euro. Die Anbieter von Postwerbesendungen strichen unverändert rund 3,4 Mrd. Euro ein. Das stärkste Einnahmeplus gab es bei Online- Werbung, die um 22,5 Prozent auf 332 Mio. Euro anzog. (APA)